Max Husemann gelingt Gold-Double
Jubel auf der Ziellinie, Umarmungen in der Mixed Zone, ungläubige Gesichter vor den Anzeigetafeln und Tränen an der Sprunggrube – was die Emotionen anging, hatten diese Deutsche Jugendmeisterschaften alles zu bieten. Die Bedingungen im Ulmer Donaustadion waren an diesem Wochenende nicht immer top: Am Samstag war es heiß und vielen Athlet*innen machte der Rückenwind einen Strich durch die Rechnung, wenn es um neue Bestleistungen ging. Dennoch zeigte sich die U16- und U23-Spitze von ihrer besten Seite und flog auf der schnellen Ulmer Bahn in neue Sphären. Auch zahlreichen niedersächsischen Talenten gelang es, zum Saisonhöhepunkt Top-Leistungen abzurufen.
Unsagbar schnell unterwegs war an diesem Wochenende Max Husemann. Der Sprinter von der Eintracht Hildesheim starrte nach dem 400m-Finale am frühen Samstagabend ungläubig auf die Anzeige im Ziel, denn da standen sie weiß auf schwarz: 45,50sek. Verbesserung der eigenen Bestleistung um fast eine Sekunde, für ihn der erste deutsche Meistertitel in der U23 und endgültig das Ticket für die U23-Europameisterschaft in Bergen. Aus niedersächsischer Sicht war die 400m-Entscheidung ein besonders spannendes Rennen, denn neben dem Hildesheimer stellten sich gleich drei weitere Niedersachsen in den Startblock. Florian Kroll von der LG Osnabrück – er trat als Titelverteidiger an und hatte Husemann im vergangenen Jahr in Mönchengladbach noch auf Rang zwei verwiesen – freute sich nach einer längeren Verletzungspause über die Silbermedaille und eine Zeit von 46,35sek: EM-Norm auf den letzten Drücker. Thorben Finke vom SV Sigiltra Sögel und Louis Quarata vom VfL Wolfsburg gelangen ein vierter und siebter Platz.
Husemann und Rennert teilen sich den 200m-Titel
Auch an Tag drei der DM ging kein Weg an Max Husemann vorbei. Über die 200m sprintete der U20-WM-Teilnehmer von 2024 bereits im Vorlauf zu einem neuen Hausrekord von 20,71sek. Im abschließenden Rennen um die Medaillen wurde es dann kurios: Husemann – zu Beginn der Zielgeraden noch mit deutlichem Rückstand – legte auf den letzten 50 Metern noch einmal auf und preschte an den Berliner Justin Rennert heran, mit dem er auf die Tausendstel zeitgleich die Ziellinie überquerte. Zwar gelten die von beiden gelaufenen 20,55sek aufgrund von zu starkem Rückenwind nicht als neue persönliche Bestzeiten und EM-Normen, über die Goldmedaillen freuen konnte sich das Duo aber trotzdem. Ebenfalls auf das Podest klettern durfte in diesem Wettbewerb Milian Zirbus: Der Sprinter von Hannover 96 gewann in 20,87sek die Bronzemedaille.
Über die 1500m der männlichen Jugend U23 ließ sich Tim Kalies im Zielbereich feiern: Den eher langsamen Finallauf, in dem es unter den vier Läufern mit unterbotener Norm auch um die Tickets für Norwegen ging, entschied der Athlet von der LG Braunschweig auf der Zielgeraden für sich. Als Vierter der Meldeliste war das alles andere als selbstverständlich und die Freude über die Goldmedaille und die Nominierung für die Europameisterschaft umso größer. Silber für Niedersachsen im Hochsprung: Niklas von Zitzewitz (VfL Eintracht Hannover) übersprang hier 2,04m.
Carolin Hinrichs und Anna Gräfin Keyserlingk mit Silber
Die Niedersächsinnen der weiblichen U23 verbuchten in Ulm drei Medaillen auf ihr Konto: Über die 3000m Hindernis setzte sich Mitfavoritin Carolin Hinrichs gemeinsam mit zwei Konkurrentinnen zwar schnell vom Rest des Feldes ab, musste am Ende jedoch gegenüber Hanna Ackermann von der LG Teils Finanz Regensburg das Nachsehen haben. Die Athletin vom VfL Löningen freute sich dennoch über eine Zeit von 10:14,29min, die Silbermedaille und das Go für die EM-Teilnahme. Bei Anna Gräfin Keyserlingk war der Gewinn des Deutschen Vizemeistertitels im Dreisprung von viel Enttäuschung überschattet. Die Göttingerin wäre mit einem Sprung auf 13,33m noch die Last-Minute-Qualifikation für Bergen gelungen, wenn der Rückenwind von 2,4 Sekunden pro Minute ihr keinen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. Die Trainingspartnerin von Kira Wittmann hatte die Teilnahme an der U23-EM als das große Saisonziel ausgemacht. Medaille Nummer drei gab es für Lara Hundertmark vom Einbecker SV: Im Hammerwurf ließ sie ihr Wurfgerät im letzten Versuchauf 64,46m fliegen.
Tamina Heller knackt Zeit von 1983
Nicht um EM-Tickets, sondern um das Sammeln von Erfahrungen ging es für die Talente der Jugend U16. Eine Wahnsinns-Leistung gelang hierbei Tamina Heller vom TV Langen. Über die 300m Hürden stürmte die 15-Jährige mit mehr als 1,5 Sekunden Vorsprung als neue Deutsche Meisterin über die Ziellinie – und hakte dabei ein ganz besonderes Saisonziel ab: Mit einer Zeit von 42,01sek knackte sie die Deutsche U16-Bestleistung von 42,02sek, die 1983 aufgestellt wurde. Bereits im Vorlauf war sie als einzige Athletin unter der 43-Sekunden-Marke geblieben, hier hatte der durchgängige 15er-Rhythmus allerdings noch nicht geklappt. Im Weitsprung der W15 kämpfte Fiona Antonia Lucy vom TV 87 Stadtoldendorf bis zum letzten Versuch um einen Medaillenrang: Mit 5,49m durfte sie sich am Ende des Tages die Bronzemedaille um den Hals hängen lassen.
Niedersächsische Dominanz auf der 800m-Distanz
Valerie Fehlandt vom LAV Zeven gelang über die 800m der W15 eine kleine große Überraschung: Im Zielspurt setzte sich die Schülerin gegen Elena Guggemoos (LAG Garmisch-Partenkirchen) – sie war als Erstplatzierte der Meldeliste und Favoritin angereist – im Zielspurt durch und kürte sich in 2:14,09min zur neuen Deutschen Meisterin. Gleiches gelang Jaron Diehr in der M15: Der Lauftalent vom VfL Wolfsburg lief der Konkurrenz auf den letzten 100m davon und sicherte sich in 2:01,75min die Goldmedaille. Hans Kobmann vom Braunschweiger Laufclub – wie Diehr war auch er in dieser Saison bereits unter der Zwei-Minuten-Marke geblieben – landete auf Rang sieben.
Weitere Goldmedaillen wurden im Dreisprung und im Hammerwurf gefeiert: Tyler Leske vom Garbsener SC flog am Samstagvormittag erstmals über die 13-Meter-Marke und verwies mit einer Weite von 13,30m alle Konkurrenten auf die Plätze hinter sich. Jan Plewka vom TSV Germania Helmstedt blieb mit geworfenen 65,82m zwar genau sechs Meter unter seiner persönlichen Bestweite, wurde seiner Favoritenrolle aber dennoch gerecht und kürte sich trotz Aufregung mit einem deutlichen Sieg zum Deutschen Meister.