OCR - „Obstacle Course Racing“

Unter der Abkürzung OCR versteht man „Obstacle Course Racing“, eine Laufveranstaltung, bei der Einzelteilnehmer oder Teams verschiedenartige Hindernisse überwinden müssen. Nicht zu verwechseln mit dem klassischen Hindernislauf aus der Leichtathletik wird beim OCR unter verschiedensten Umständen gelaufen, geklettert, geschwommen, getaucht, gesprungen, gezogen und getragen. Der Laufrhythmus wird dadurch sehr stark unterbrochen und die aufgebauten Hindernisse unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Anforderungen erheblich. Beim OCR werden den Teilnehmern somit neben Ausdauer und Kraft auch Beweglichkeit, Schnelligkeit, Geschicklichkeit, Balance und Koordination für die Bewältigung der vielseitigen Hindernisse abverlangt. Die Profile der Strecken und der Hindernisse sind beim Extrem-Hindernislauf nicht einheitlich gestaltet.

Als erster ziviler Lauf gilt das Tough Guy Rennen 1987. Mittlerweile gibt es für den ambitionierten OCR´ler eine Bundesliga, eine OCR-Elite sowie EM-Qualifikationen. Auch in Niedersachsen gibt es inzwischen über 20 OCR`s, die jedoch aufgrund der unterschiedlichen Längen und Schwierigkeitsgrade schwerlich vergleichbar sind.

Mit der „Niedersachsen Trophy“ wird das Ziel verfolgt eine übergreifende OCR-Serie in Niedersachsen zu etablieren. Der „Höllenlauf“ in Schüttdorf ist bislang der einzige Hindernislauf in Niedersachsen, der für die Niedersachsen-Trophy (NI-Trophy) ausgewählt worden ist und die Anforderungen einer vergleichbaren Wertung erfüllt.

 

Entwicklung des Laufsports

H. Lehmann organisierte zum 08.11.1964 den 1. Cross-Country-Lauf in Berlin, der mit über 700 Teilnehmern einen großen Erfolg feierte. Es ging sprichwörtlich über Stock und Stein, durch den tiefen märkischen Sand sowie über gefällte Bäume, die vom Förster platziert worden waren. Dieses „neue“ Format wirbelte auch die Veranstalterstrukturen der damaligen Zeit durcheinander und führte zur Öffnung der Leichtathletik zum Breiten- und Gesundheitssport. Es war ein außerordentliches Ereignis, weil es den „vereinslosen Bürger der Stadt“ ansprach, auch außerhalb von organisierten Vereinen

Die Geburtsstunde des Volkslaufs in Deutschland definiert sich hingegen am 13.10.1963 in Bobingen/Bayern: Otto Hosse und Walter Gelke vom TSV Bobingen konnten sich mit ihrer Idee, Volksläufe nach Schweizer Vorbild abzuhalten, durchsetzen. Der Deutsche Sportbund versuchte mit seiner Aktion "Der zweite Weg“, die Bevölkerung, die durch ein reichhaltiges Nahrungsangebot der Wirtschaftswunderzeit in Kombination mit zunehmendem Bewegungsmangel einem erhöhten Herzinfarktrisiko ausgesetzt war, wieder in Schwung zu bringen. Über 1.600 Teilnehmer beteiligten sich am sportlichen Wettbewerb für Jedermann.

Von 1964 bis 2019 entwickelte sich die Volkslaufszene weiter, die Teilnehmer- und Veranstaltungszahlen stiegen stetig. Im Vergleich zu den anfänglichen 18.000 Teilnehmern bei 10 Veranstaltungen konnten 2019 insgesamt 2.157.683 Teilnehmer bei 3.416 stadionfernen Veranstaltungen verzeichnet werden - eine wahre Erfolgsgeschichte! Und Niedersachsen ist zum wiederholten Mal Spitzenreiter im bundesweiten Vergleich der Landesverbände. Bei 262.395 Finisher und 442 Veranstaltungen konnte 2019 der Finisherrekord erneut übertroffen werden.

Und die Hindernisläufe? Ihr Siegeszug entspringt bereits der Antike, denn der „Pentathlon“, bestehend aus Weitsprung, Speerwerfen, Diskuswerfen, Laufen und Ringen, wurde erstmalig 708 v.Chr. absolviert.

Das Konzept, Hindernisse für den Wettbewerb zu nutzen, hat demnach eine lange Tradition. So wird es auch im 19. Jahrhundert bei einem 200 m langen Hindernisschwimmen bei den Olympischen Sommerspielen 1900 in Paris angewendet. Im August 1947 fand in Freiburg, das in der damaligen französischen Besatzungszone in Deutschland lag, der erste militärische Pentathlon statt. An dem Wettbewerb nahmen nur belgische, niederländische und französische Mannschaften teil. Mittlerweile nehmen über 138 Länder an den World Military Games, die vom CISM veranstaltet werden, statt. Das erste bekannte Hindernisrennen für „zivile“ Läufer, der Tough Guy in Wolverhampton, England, fand 1987 auf der Farm von Billy Wilson statt.  Die Teilnehmer mussten über diverse Distanzen einen Hindernisparcours mit zahlreichen Hindernissen überwinden. Von Kletter- über Wasser- und Kriechhindernisse war alles vertreten. Damit wurde der Grundstein für die „Obstacle Course Racing“-Szene endgültig gelegt.