2021 - der NLV wird 75 Jahre alt!
Der Niedersächsische Leichtathletik-Verband e.V. feierte im Jahr 2021 75-jähriges Bestehen.
Am 26.10.1946 wurde damals der sogenannte „Arbeitsausschuss Leichtathletik“ gegründet. Unter der Führung von Walter Weiß und Heinrich Hünecke bildete diese Arbeitsgruppe die so wichtige sportorganisatorische Grundlage für die landesweite Ausübung der Leichtathletik. Mit der Bildung der Arbeitsgruppe gewann die Leichtathletik in Niedersachsen erheblich an Aufschwung. Infolgedessen wurde 1947 zum einen der Vorstand erweitert, zum anderen wurden erstmals NLV-Landesmeisterschaften mit über 1.000 Teilnehmern veranstaltet. Im gleichen Jahr ergab eine erstmalige Vereinszählung, dass mit mehr als 1.324 Vereinen, die dem Ausschuss angehörten, die Arbeitsgruppe in der breiten Masse angenommen und vertreten war.
In den Folgejahren tat sich weiterhin einiges im “Arbeitsausschuss Leichtathletik”, wie etwa die Umbenennung des Ausschusses in „Sportbund Niedersachsen e.V. - Fachverband Leichtathletik“ am 05. Februar 1950. Wenige Zeit später entstand der heutige „Niedersächsische Leichtathletik-Verband e.V.“.
Auf dieser Seite erfahren Sie alles über die vergangenen 75 Jahre der Leichtathletik in Niedersachsen sowie unsere Aktionen im Jubiläumsjahr 2021.
Die Geschichte in Bildern!
NLV-Präsidenten in 75 Jahren
NLV-Geschäftsführer in 75 Jahren
Die Geschichte in Worten
1898: Die deutsche Leichtathletik schließt sich zu einem Verband zusammen.
Viele Jahre bevor sich in Deutschland die Leichtathleten zu einer Organisation vereinigten, wurde bereits in Hannover Leichtathletik betrieben. Bereits 1879 richteten in Hannover lebende Engländer auf den Maschwiesen ein „Lauffest mit kurzen und langen Strecken, aber auch mit Hoch- und Weitspringen“ aus. „Das können wir auch“, sagten sich Ferdinand Wilhelm Fricke, einer der großen hannoverschen Wegbereiter der Leichtathletik und einige Kameraden vom ältesten Rasensport treibenden Verein Deutschlands, dem heutigen Deutschen Sportverein Hannover gegr. 1878. Gemeinsam richteten sie am 25. August 1883 im Königlichen Tiergarten bei Kirchrode – seit langem schon ein Stadtteil von Hannover – das erste deutsche Lauffest aus. Einen der neun Wettbewerbe nannten sie „Wettschnelllauf über 150 Meter“. Auch ein Dreibeinlauf stand auf dem Programm. Dabei hakten sich zwei Läufer ein und ihre inneren Beine wurden zusammengebunden. Einen weiteren außergewöhnlichen Wettbewerb stellte das Fußballhochtreten dar. Dabei wurde nach Augenmaß im Blick auf die Bäume entschieden.
Es lohnte sich, zu den vorn Platzierten zu gehören. Sie erhielten u.a. Bierhumpen, Schreibzeug, Spazierstock und Tintenlöscher. Aus der Vereinskasse mussten für diese Siegerpreise 16 Mark aufgewendet werden.
Es wurden auch schon sehr früh Rekorde registriert. Wilhelm Namendorf von Hannover 96, geboren am 3.März 1880 in Hannover konnte als Alllroundläufer bezeichnet werden. Bereits am 20. Juni 1896 lief er mit 18:26,2 Minuten eine Zeit, die als erster deutscher Rekord über 5.000 Meter geführt wird. Im „Biographischen Handbuch zur Geschichte der Deutschen Leichtathletik“ von Klaus Amrhein ist allerdings vermerkt, dass die Strecke beim Rekordlauf 5.100 Meter lang gewesen sein soll. Wo der Lauf stattgefunden hat, ist nicht überliefert, mit Sicherheit nicht auf einer heute üblichen Rundbahn. Die erste 400 Meter-Aschenbahn Deutschlands wurde erst 1905 in Hannover-Ricklingen eingeweiht. Einen zweiten nationalen Rekord stellte Namendorf mit 53,2 Sekunden über 400 Meter am 30.7.1899 in Hannover auf.
Nachdem bereits 1897 auf Initiative des Berliner Architekten Georg Demmler eine vorbereitende Sitzung zur Gründung eines „Athletik-Verbandes“ stattgefunden hatte, trafen sich am 30. Januar 1898 in Berlin Vertreter weiterer Sportvereine, u.a. aus Braunschweig und Hannover und gründeten die „Deutsche Sportbehörde für Athletik“ (D.S.B.f.A.), die Vorgängerorganisation des deutschen Leichtathletik-Verbandes. Zu ihrem Vorsitzenden wählten die Delegierten Georg Demmler.
Die Bedeutung der Gründung der D.S.B.f.A.lag am Anfang darin, bis dahin fehlendes Kennenlernen und Vertrauen entstehen zu lassen. Bis zum Jahresende 1898 schlossen sich 33 Vereine mit 1525 Mitgliedern der D.S.B.f.A. an. Höhepunkt der Arbeit des neuen Verbandes stellten die ersten Deutschen Meisterschaften dar, die am 24. und 25. September 1898 in Hamburg durchgeführt wurden. Es waren drei Wettbewerbe für Männer ausgeschrieben: 100 Meter, 200 Meter und 1500 Meter. Daneben wurde als “Deutscher Marathonlauf“ der erste „Marathon“ über allerdings nur 40 Kilometer am 3. Juli in Leipzig durchgeführt.
Zu einer der herausragenden Persönlichkeiten zu Beginn der organisierten Leichtathletik in Deutschland zählte Johannes Runge von Eintracht Braunschweig. Er gehörte zu den Pionieren der deutschen Leichtathletik, nicht nur als Wettkämpfer sondern auch in der Sportverwaltung. Er gehörte 1895 zu den Gründern des Fußballclubs Eintracht Braunschweig, den er von 1903 bis 1915 leitete.
Aber auch in der Leichtathletik übernahm er wichtige Positionen. In der D.S.B.f.A. fungierte er von 1906 bis 1908 als Beisitzer, 1910 bis 1913 als stellvertretender Vorsitzender und von 1913 bis 1919 als deren Vorsitzender.
Auf internationaler Ebene führte er u.a. von 1913 bis 1914 den Vorsitz im IAAF-Ausschuss zur Vorbereitung der Amateurbestimmungen und war von 1914 bis 1920 Mitglied des IAAF-Ausschusses für Wettkampf- und Amateurbestimmungen.
Sehr stark setzte er sich für die Frauen-Leichtathletik in Deutschland ein. 1919 hat er mit einem Entwurf einer entsprechenden Wettkampfordnung wesentlich zur Einführung von Frauen-Wettkämpfen beigetragen.
Auch als Aktiver ist er vorher schon großartig in Erscheinung getreten. Sowohl über 1.500 Meter als auch über 3.000 Meter steht er als erster deutscher Rekordhalter zu Buche. Beide Bestleistungen erzielte er am 30.5.1897 in Hannover (4:28,0 Min. über 1.500 Meter und 9:58,2 Min. über 3.000 Meter). Am 24. Juli 1904 und 22. Juli 1906 verbesserte er in Hannover und Hamburg die deutschen Rekorde über 400 Meter auf 53,0 Sekunden und 51,2 Sekunden. Er ließ noch weitere Rekorde folgen.
Runge war 14 Jahre aktiv. In dieser Zeit soll er nur einmal in einem Rennen über 400 Meter geschlagen worden sein.
Neben Runge hat sich auch Namendorf, der übrigens 1899 deutscher Vizemeister über 200 Meter geworden war, frühzeitig in der Verbandsarbeit betätigt. In der D.S.B.f.A. war er 1905 und 1906 Beisitzer. Später nahm er viele Jahre Aufgaben im Kreis Hannover-Stadt und Bezirk Hannover wahr.
Außerdem konnten schon in der Anfangsphase der organisierten Leichtathletik Athleten aus dem heutigen Bereich des Niedersächsischen Leichtathletik-Verbandes (NLV) den Titel eines deutschen Meisters erringen. Als Erstem gelang das 1903 Erich Ludwig (DFV 1878 Hannover) in 11,4 Sekunden über 100 Meter. Zwei Jahre später gelang dies auch August Göhmann (Eintracht Hannover), als er sich in 11,2 Sekunden gegen starke Konkurrenz, vor allem aus Berlin, durchsetzte. Ein Jahr später sorgte Göhmanns Vereinskamerad Fritz Rath für Furore. Er gewann in 4:22,2 Minuten den nationalen Titel über 1.500 Meter.
Zwischen 1898 und 1910 fanden die deutschen Meisterschaften dreimal in Hannover statt (1903, 1905 und 1906). Ihr Wettkampfprogramm wurde nur langsam aufgestockt.
Neben den vorgenannten Läufern setzte sich in den ersten Jahren auch ein Werfer gut in Szene: Fritz Hoffmann ( Hannover 96). 1904, als erst zum zweiten Male der deutsche Meister im Diskuswerfen ermittelt wurde, gewann er mit genau 30 Metern den Titel.
Die ersten deutschen Meisterinnen wurden am 15.8.1920 in Dresden ermittelt, allerdings nur in vier Wettbewerben (100 Meter, 4x100 Meter, Weitsprung und Kugelstoßen). Die erste Frau aus dem heutigen NLV-Gebiet, die sich in den Anfangsjahren bei deutschen Titelkämpfen in Szene setzen konnte, war Maria Hische vom hannoverschen Stadtteilclub TV Limmer. Sie wurde am 19. August 1922 in Duisburg in 13,2 Sekunden deutsche Vizemeisterin über 100 Meter. Ebenfalls erreichte 1924 Marie Heister (Frisia Wilhelmshaven) mit 4,86 Metern den zweiten Platz im Weitsprung.
In der Anfangsphase der organirsierten Leichtathletik gab es im Regelfall in den Vereinen noch keine nach Sportarten getrennten Abteilungen. Die Aktiven waren vielmehr Allroundsportler. Je nach Jahreszeit betrieben sie häufig eine Ballsportart, in Hannover oft Rugby und Leichtathletik. Dementsprechend müssen auch die Leistungen bewertet werden, zumal sie auch auf Anlagen erzielt wurden, die mit den heutigen überhaupt nicht vergleichbar sind. Trotzdem ist erstaunlich, was schon vor ca. 120 Jahren geleistet wurde.
1904: Der erste Niedersachse bei den Olympischen Spielen: Johannes Runge.
1913: Wie der Dreisprung gelehrt wurde: Früher hat man zwischen der deutschen und der amerikanischen Technik unterschieden.
1951-1960: Das Niedersachsenstadion als Zuschauermagnet.
Nach dem Kriege galt es, in Hannover knapp sieben Millionen Kubikmeter Trümmerschutt wegzuräumen. Dies stellte die Stadtverwaltung vor riesige Probleme. Doch die Verantwortlichen kamen schnell auf die Idee, ein modernes Stadion zu bauen und dafür ein Drittel des Trümmerschutts für die Zuschauerwälle zu verwenden. Bereits Anfang 1951 begannen die Bauarbeiten. Die Einweihung erfolgte am 26. September 1954. Diese Sportstätte erhielt den Namen Niedersachsenstadion (heute HDI-Arena).
Dieses Stadion entwickelte sich in den nächsten Jahren zu einem Zuschauermagnet in der bundesdeutschen Leichtathletik. Sein Fassungsvermögen war zunächst auf 74.000 Zuschauer mit vielen Stehplätzen ausgelegt. Für die Fußballweltmeisterschaft 1974 wurde es für etwa 26 Millionen DM umgebaut. Da bei diesem Umbau 40.000 Sitzplätze geschaffen wurden, verringerte sich das Fassungsvermögen auf 60.000 Plätze.
Fast genau ein Jahr nach der Einweihung fand im Niedersachsenstadion der erste Länderkampf statt. Solche Vergleiche wurden damals mehrmals im Jahr durchgeführt. Gegner in Hannover war Frankreich. Vor 65.000 Zuschauern an beiden Wettkampftagen gewann Deutschland am 17./18.9.1955 mit 122:89 Punkten.
Zwei Jahre später empfing Deutschland im Niedersachsenstadion Großbritannien. Vor der Rekordkulisse von 96.709 Zuschauern setzte sich Deutschland mit 119,5:92,5 Punkten durch.
Vom 18. Bis 20. Juli 1958 fand im Niedersachsenstadion die erste Deutsche Meisterschaft der Männer und Frauen statt. An den drei Veranstaltungstagen passierten 73.000 Zuschauer die Stadiontore. Die Fachzeitschrift „Leichtathletik“ schrieb hinterher: „Es gibt nur eine Meinung nach den drei Julitagen in Hannovers gepflegtem Niedersachsenstadion: Solche Meisterschaften hat es in Deutschland noch nicht gegeben“.
1960 zogen die Olympiaausscheidungen für Rom zwischen der Bundesrepublik und der DDR 50.000 Zuschauer an.
Nicht nur Großereignisse hatten diesen großartigen Zuspruch. Auch kleinere Veranstaltungen wurden gut besucht. So kamen zu einem von Hannover 96 1960 organisierten Sportfest 20.700 Interessierte.
Heue kann man von solchen Zahlen nur träumen.
1957: Länderkampf zwischen Deutschland und Großbritannien vor 97.000 Zuschauern.
Zwei Großereignisse bestimmten am Wochenende 14./15. September 1957 in der Bundesrepublik das Geschehen – ein politisches und ein sportliches. Am Sonntag fand die Wahl zum 3. Deutschen Bundestag statt. Das politische Interesse war damals noch riesengroß. Das spiegelte auch die Wahlbeteiligung wider. 87,8 % der Wahlberechtigten kamen an die Urnen. Die Union – CDU und CSU zusammen – erhielten 50,2 %, die SPD 31,8 % und die FDP 7,7 % der Stimmen.
Auf sportlicher Seite galt das Interesse dem Leichtathletik-Länderkampf Deutschland gegen Großbritannien im hannoverschen Niedersachsenstadion. Zu diesem Zeitpunkt waren viele Haushalte noch nicht im Besitz eines Fernsehgerätes. Da in beiden Mannschaften Weltklasseathleten standen, bei den Briten u.a. Gordon Pirie, Weltrekordler über 3000 Meter und über 5000 Meter und bei den Deutschen die Europarekordler Heinz Fütterer (100 Meter) und Manfred Germar (100 Meter zeitgleich mit Fütterer und über 200 Meter), waren Spitzenleistungen zu erwarten. Der Ausgang des Länderkampfes war völlig offen, denn es standen sich zwei Mannschaften auf Augenhöhe gegenüber.
Diese Ausgangssituation zog die Massen an. An beiden Tagen zusammen strömten 96.709 Interessierte auf die Stadionränge, obwohl die herbstliche Witterung nicht gerade einladend war.
In der damaligen Zeit wurden viele Länderkämpfe ausgetragen. Für jedes Land traten in den einzelnen Disziplinen jeweils zwei Aktive an. Der Erste erhielt fünf Punkte, der Zweite drei Punkte, der Dritte zwei Punkte und der Vierte noch einen Punkt. Länderkämpfe waren oft die Höhepunkte der Saison und waren bei den Zuschauern sehr beliebt.
Die deutsche Mannschaft wuchs in Hannover gegen Großbritannien über sich hinaus. Die Fachzeitschrift „Leichtathletik“ schrieb damals: „Fast alles lief gut für die deutsche Mannschaft, aber nicht etwa, weil sie vielleicht Glück gehabt hatte, sondern wie sie in ihrer ausgezeichneten Länderkampfstimmung in einigen Wettbewerben das Mögliche erreichte, in anderen das unmöglich Erscheinende möglich machte. Gegen die Papierform geschah zu ihren Ungunsten nur ganz wenig“. Dem konnte nur zugestimmt werden, keiner der deutschen Teilnehmer enttäuschte, alle zeigten enormen Kampfgeist und wuchsen zum Saisonende zum Teil noch über sich hinaus. Die Folge war, dass die Gastgeber mit 119,5 : 92,5 Punkten gewannen. Das war der höchste Sieg über Großbritannien überhaupt.
Die meisten Punkte im ersten Wettbewerb, den 400 Meter-Hürden, sicherten sich die Engländer. Thomas Farrel gewann den Lauf in 52,3 Sekunden vor Wolfgang Fischer (SpVg Feuerbach/52,5 Sek), John Metcalf (52,7 Sek.) und Helmut Janz (Rot-Weiß Oberhausen//52,7 Sek.). Letzterer hatte lange Zeit mit Farrel um die Spitzenposition gekämpft, doch am Ende musste er dem harten Zweikampf auf der ganzen Strecke Tribut zollen. Doch die Führung der Briten hielt nicht lange an. Schon in der nächsten Disziplin, dem 100 Meter-Lauf, sicherten sich die Deutschen einen Doppelsieg. Bei einem Rückenwind von 3,5 Meter/Sekunde geann Manfred Germar (ASV Köln) in 10,3 Sekunden den Lauf. Armin Hary (1.FC Saarbrücken) belegte in 10,5 Sekunden Platz zwei.
Die meisten Punkte für die deutsche Mannschaft erzielte Manfred Germar. Nach seinem Erfolg über 100 Meter trug er auch noch als Schlussläufer der 4x100 Meter-Staffel den Stab nach 40,7 Sekunden als Erster über den Zielstrich. Bei Staffelwettbewerben erhielt der Sieger fünf Punkte, der Zweite zwei Punkte. Nach dem ersten Tag führte Deutschland mit 57,5 : 48,5 Punkten. Das war gegen die immer äußerst kampfstarken Briten ein erfreuliches, aber nicht zu erwartendes Zwischenergebnis.
Der zweite Wettkamptag begann mit dem 110 Meter-Hürdensprint. Enttäuscht waren bei diesem Wettbewerb die Zuschauer: Es fehlte der deutsche Europarekordinhaber auf dieser Strecke, Martin Lauer (ASV Köln). Ohne ihn setzte sich der Brite P.B. Hildreth durch. Klaus Stürmer (1.FC Nürnberg) und Bert Steines (Rot-Weiß Koblenz) landeten auf den Plätzen zwei und drei.
Wie schon über 100 Meter gelang den Deutschen auch über 200 Meter ein Doppelsieg. Wieder war es Manfred Germar, der für die Maximalpunktzahl für sein Team sorgte. Für den Kölner wurden 20,8 Sekunden gestoppt. 400 Meter-Spezialist Karl-Friedrich Haas belegte in 21,2 Sekunden den zweiten Platz.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband hatte für diesen Länderkampf sechs Aktive aus Niedersachsen nominiert. Der 22-jährige Walter Mahlendorf vom TK Jahn Sarstedt war im Dreisprung eingesetzt. Mit 14,28 Metern belegte er den dritten Platz. Mahlendorf wechselte zu Beginn des nächsten Jahres zu Hannover 96 über. Unter dem Zehnkampf-Olympiavierten 1936 in Berlin, Erwin Huber, entwickelte er sich zu einem großartigen Sprinter und sicherte sich in der deutschen 4 x 100 Meter-Staffel eine Kurvenstrecke. Als Startläufer in der Staffel wurde er 1958 in Stockholm Europameister und 1960 auf Nummer drei laufend Olympiasieger.
Im Kugelstoßen startete Hermann Lingnau (Hannover 96). Der 20-Jährige hielt mit 17,19 Metern den deutschen Rekord und genau diese Weite erzielte er in seinem zweiten Versuch. Damit war sein Sieg bereits sichergestellt. Dieter Urbach (TSV 1860 München) sicherte sich mit 16,79 Metern den zweiten Platz. Werner Bähr (VfL Wolfsburg), bereits 32 Jahre alt, wurde mit 1,96 Metern Hochsprungzweiter. Damals wurde noch der „Straddle“ gesprungen. Die erzielten Höhen waren dabei wesentlich geringer als beim Flop. Mit Hans Hünecke startete ein weiterer Wolfsburger über 3000 Meter-Hindernis. Auch er ließ sich als Dritter mit 9:11,0 Minuten in die Ergebnisliste eintragen.
In der 4x400 Meter-Staffel kam Horst Huber, der Sohn des bereits erwähnten Mahlendorf-Trainers, zum Einsatz. Der 22-Jährige lief auf der Startposition. Das Quartett gewann in 3:07,3 Minuten das Rennen.
Der überwiegende Teil der fast 97.000 Zuschauer ging begeistert nach Hause. Die Zuschauer hatten an zwei Wettkampftagen großartige Wettkämpfe gesehen, in denen die Deutschen teilweise über sich hinaus wuchsen. Keiner von ihnen enttäuschte. Sie stellten übrigens in zwölf Disziplinen die Sieger. Die Briten waren achtmal erfolgreich.
1960: Olympia-Ausscheidungswettkampf in Hannover. Es musste eine gesamtdeutsche Mannschaft gebildet werden.
Olympia-Ausscheidung zwischen der Bundesrepublik und der DDR in Hannover
1951 erkannte das Internationale Olympische Komitee (IOC) das Nationale Olympische Komitee (NOK) der Bundesrepublik als Vertretung für Deutschland an und lehnte gleichzeitig die Aufnahme des NOK der DDR ab. Deshalb traten bei den Olympischen Spielen 1952 in Helsinki auch nur Athletinnen und Athleten aus der Bundesrepublik an Die Lage änderte sich, als das IOC 1955 das DDR-NOK unter der Bedingung anerkannte, dass eine gesamtdeutsche Olympia-Mannschaft gebildet würde.
So kam es am 6. August in Hannover zu einem Teil der Ausscheidungen für die Olympischen Spiele vom 31. August bis 10. September 1960 in Rom. Einen Tag später wurden die Ausscheidungswettkämpfe in Erfurt (DDR) fortgesetzt. Weitere Ausscheidungen, z. B. im Marathonlauf und über 10.000 Meter fanden in Dresden und Schweinfurt statt.
Den Höhepunkt des ersten Tages der Ausscheidungen vor 50.000 Zuschauern im hannoverschen Niedersachsenstadion bildete die 4 x 100 Meter-Frauenstaffel. Nach einem brillanten Lauf erreichte Jutta Heine (DHC Hannover) als Schlussläuferin des bundesdeutschen Quartetts nach 45,1 Sekunden als Erste das Ziel. Das DDR-Quartett lag nur eine Zehntelsekunde zurück. Beim letzten Wechsel betrug Jutta Heines Rückstand auf die Schlussläuferin der DDR etwa drei Meter. Die vier bundesdeutschen Läuferinnen bestätigten in Rom ihre Klasse und gewannen in der für damalige Verhältnisse ausgezeichneten Zeit von 44,8 Sekunden hinter der USA (44,5 Sek.) die Silbermedaille. Die von der bundesdeutschen Staffel gelaufene Zeit lag nur vier Zehntelsekunden über dem olympischen Rekord.
Ein weiteres Highlight der Wettkämpfe in Hannover stellte der 100 Meter-Lauf der Männer dar, in dem sich Armin Hary in 10,4 Sekunden durchsetzte. Er gewann später in Rom in der olympischen Rekordzeit von 10,2 Sekunden die Goldmedaille.
1966: Franz Kemper läuft bei den Deutschen Meisterschaften Europarekord.
Die 68. Deutschen Meisterschaften vom 5. bis 7. August 1966 im damaligen Niedersachsenstadion in Hannover, nach 1958 die zweiten nationalen Titelkämpfe nach dem Kriege in der niedersächsischen Landeshauptstadt, waren in jeder Hinsicht ein großer Erfolg. DLV-Präsident Dr. Max Danz aus Kassel strahlte hinterher und sagte: „Es waren schöne, gut organisierte Titelkämpfe mit großartigen Ergebnissen, ja mit zum Teil Weltklasseleistungen“. Es konnten zwei Europa- und sieben deutsche Jahresbestleistungen, elf Meisterschaftsrekorde und fünfundzwanzig bessere Ergebnisse als im Vorjahr registriert werden. Als Höhepunkt schlug allerdings ein Europarekord zu Buche. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung titelte am nächsten Tag: „Fülle von Glanzleistungen der Leichtathleten“.
15.000 Zuschauer sahen am dritten und letzten Tag der Meisterschaft einen 800 Meter-Lauf vom Feinsten. Gleich nach dem Start wurde ein schnelles Tempo eingeschlagen. Der 20-jährige Franz-Josef Kemper, der erst drei Jahre vorher beim neugegründeten DJK Arminia Ibbenbüren zur Leichtathletik gekommen war, inzwischen aber für SC Preußen 06 Münster startete, übernahm nach 450 Metern die Spitze. Keiner seiner Mitstreiter konnte ihm folgen, obwohl auch sie schnell unterwegs waren. Am Ende blieben für den Sieger die Uhren bei 1:44,9 Minuten stehen. Diese Zeit bedeutete Europarekord. Ausgelöscht war die bisherige kontinentale Bestzeit von 1:45,7 Minuten, die der Belgier Roger Moens am 3.August 1955 in Oslo aufgestellt hatte.
Franz-Josef Kemper ließ nach dem Rennen wissen, dass er nach 400 Metern geahnt habe, dass er eine fabelhafte Zeit laufen könne. „Jetzt will ich mich an der See in aller Ruhe auf die Europameisterschaft vorbereiten“, fügte er hinzu. Diese fand vom 30.August bis 4. September in Budapest statt.
Auch die Zeiten der nach Kemper ins Ziel kommenden Läufer hatten hohes internationales Format. Zweiter wurde Dieter Bogatzki (Sportfreunde Siegen/1:46,5 Min.). Ihm folgten Walter Adams (Salamander Kornwestheim/1:47,0 Min.) und Arnd Krüger (CSV Marathon 1910 Krefeld/1:47,7 Min.).
Diese Konstellation veranlasste Bundestrainer Paul Schmidt dazu, eine Woche später in Wiesbaden einen Weltrekordversuch über 4 x 800 Meter zu starten. Mit Kemper als Schlussläufer gelang das in 7:08,6 Minuten.
Für die Europameisterschaften wollte Kemper nicht als Favorit angesehen werden. Dennoch sagte er: „Aber warum sollte ich diese Zeit nicht noch einmal laufen können?“. Ganz gelang ihm das in der ungarischen Metropole allerdings nicht. Nach einem äußerst spannenden Rennen wurden für ihn 1:46,0 Minuten gestoppt. Knapp bezwungen vom DDR-Athleten Manfred Matuschwski (1:45,9 Min.) landete er auf Platz zwei.
Insgesamt wurde Franz-Josef Kemper zwischen 1964 und 1973 im Freien fünfmal deutscher Meister über 800 Meter und errang elf weitere Titel bei deutschen Meisterschaften in der Halle, in Staffelrennen und beim Cross.
1967: Deutsche Jugendmeisterschaften in Oldenburg.
Spätere Olympiasiegerin gewann Titel über 800 Meter
Für die Stadt Oldenburg waren die deutschen Jugendmeisterschaften, die vom 28. – 30. Juli 1967 im Marschwegstadion ausgetragen wurden, etwas ganz Besonderes. „Sie waren deshalb für die Stadt von großer Bedeutung, weil es die ersten DLV-Titelkämpfe waren, die in Oldenburg stattfanden“, berichtet Herbert Kaschlun, 22 Jahre Vorsitzender im NLV-Kreis Oldenburg-Stadt. .
„Wir hatten an die tausend Teilnehmer. Das stellte uns vor große Herausforderungen“, sagt Kaschlun. Doch mit Hilfe der Bundeswehr, die einem Teil ihrer Soldaten Urlaub gewährte, konnte die schwierige Frage der Unterbringung eines großen Teiles der Teilnehmerinnen und Teilnehmer gut gelöst werden. Für drei Tage zogen Athletinnen und Athleten in die Räume der Soldaten ein. Ergänzend wurde für die Unterbringung weiterer Jugendlicher ein Postlehrlingsheim geräumt. Die Bundeswehr zeigte sich auch für die Verpflegung der Jugendlichen verantwortlich.
Herbert Kaschlun erzählt noch von einer Begebenheit, die sich bei der sehr guten Zusammenarbeit mit und der Unterstützung durch die Bundeswehr zugetragen hat. Ein Soldat namens Glombitza, der sich wahrlich für die Vorbereitung und Durchführung der Meisterschaften abgemüht hatte, stand nicht auf der Liste für einen Empfang der Stadt Oldenburg. Vielmehr waren mehrere höhere Offiziere aufgeführt. Das passte den Vertretern der Leichtathletik überhaupt nicht. Hugo Fuchs, damals Vorsitzender des NLV-Kreises Oldenburg-Stadt, gab zu verstehen, dass auch sie nicht erscheinen würden, wenn Herr Glombitza nicht käme. „Das wirkte“, erzählt Herbert Kaschlun, „Herr Glombitza war da“.
Obwohl es sich um die erste große Leichtathletik-Veranstaltung in Oldenburg handelte, war an der Organisation nichts auszusetzen. Vor allem der „harte Kern“ der Organisatoren um Hugo Fuchs, Herbert Kaschlun, Hans Seibt, Arno Neubauer, Heinz Schipper und Sigfried Knoll mit vielen weiteren Mitarbeitern hatte bei der Vorbereitung und Durchführung großartige Arbeit geleistet. „Wir haben die Veranstaltung mit großer Freude, allerdings auch mit großem Aufwand durchgeführt. Es war eine ganz, ganz tolle Sache. Hinterher erhielten wir sehr viel Zustimmung aus nah und fern“, schwärmt Kaschlun heute noch. Ein Mann solle auf jeden Fall noch erwähnt werden: Heinz Bähr, Platzwart im Marschwegstadion. Er habe großartige Arbeit geleistet.
Das Zuschauerinteresse war an allen drei Tagen groß. Die Wettkämpfe wurden von einigen Tausend Interessierten besucht. Auch das Wetter spielte mit. Lediglich am Abend des ersten Wettkampftages prasselte ein Gewitterregen auf Oldenburg hernieder. Dieser war so stark, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an einem einwöchigen Zeltlager mit internationaler Beteiligung, das aus Anlass der Jugendmeisterschaft stattfand, in Turnhallen verlegt werden mussten.
Das Wettkampfprogramm war gegenüber den Vorjahren erweitert worden. Sowohl bei der männlichen als auch bei der weiblichen Jugend – es gab keine Unterteilung nach Altersklassen – waren die 200 Meter hinzugekommen. Bei der weiblichen Jugend wurden die bisherigen 600 Meter von den 800 Metern als Meisterschaftswettbewerb abgelöst.
Auf dieser neuen Strecke über zwei Runden triumphierte Hildegard Janze von Hannover 96, die später in die absolute Weltspitze aufstieg. Wer verbirgt sich hinter diesem Namen? Es ist Hildegard Falck, die am 11. Juli 1971 im Stuttgarter Neckarstadion in 1:58,3 Minuten als erste Frau der Welt die 800 Meter unter zwei Minuten lief. Ein Jahr später gewann sie bei den Olympischen Spielen in München in der olympischen Rekordzeit von 1:58,6 Minuten die Goldmedaille. Hildegard Falck startete ihre Karriere beim TuS Bad Münder, wechselte dann zu Hannover 96 und trug später noch das Trikot vom VfL Wolfsburg.
In Oldenburg trat Hildegard Falck (heute verheiratete Kimmich) ihren Aufstieg in die Weltspitze an. Ein Jahr vorher nahm sie in der Landesbestenliste bei der weiblichen Jugend A über 600 Meter in 1:41,1 Minuten noch den sechsten Platz ein.
Zwei weitere Jugendliche aus Niedersachsen konnten sich in Oldenburg den Titel sichern: Klaus Storbeck (Hannover 96) in 8:40,2 Minuten über 3.000 Meter und Klaus Heinrich (VfL Wolfsburg) in 39,0 Sekunden über 300 Meter Hürden.
1972: Ein Großaufgebot von Kampfrichtern aus Niedersachsen helfen bei den Olympischen Spielen in München.
Nach 1936 in Berlin fanden 36 Jahre später in München wieder Olympische Sommerspiele in Deutschland statt. München war als Austragungsort ausgewählt worden. Die leichtathletischen Wettbewerbe wurden vom 31. August bis 9. September ausgetragen. Ein Ruhetag wurde eingeplant – es war der 5. September. Der Kader des bundesdeutschen Aufgebots umfasste 88 Athletinnen und Athleten, vier kamen aus Vereinen des Niedersächsischen Leichtathletik-Verbandes. Eine sehr leistungsstarke Mannschaft hatte der Deutsche Verband für Leichtathletik (DVfL), das war der Leichtathletik-Verband der DDR, nach München entsandt.
Der Deutsche Leichtathletik-Verband hatte den Olympischen Spielen (26.August bis 11.September 1972) im neu erbauten Münchener Olympiastadion fünf Wochen vor den „Spielen“ die Deutschen Meisterschaften als Generalprobe vorgeschaltet. Für die IAAF war der Niederländer Adrian Paulen, von 1976 bis 1981 übrigens deren Präsident, als Beobachter anwesend. Er zeigte sich recht zufrieden mit dem Ablauf der Veranstaltung. Er habe zwar kleine Unebenheiten gesehen, sei aber fest davon überzeugt, dass die Leichtathletikwoche der „Spiele“ eine mustergültige Abwicklung finden würde. Das war dann auch der Fall wie später aus berufenem Munde zu hören war.
Für die Athletinnen und Athleten bestand bei den Meisterschaften noch die Möglichkeit, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Aus Niedersachsen waren mehrere Kandidatinnen und Kandidaten am Start. Schon sicher bei den Olympischen Spielen dabei war 800 Meter-Weltrekordlerin Hildegard Falck vom VfL Wolfsburg. Sie war die erste Frau der Welt, die die 800 Meter unter zwei Minuten zurücklegte. Bei den deutschen Meisterschaften 1971 in Stuttgart gelang ihr das in 1:58,3 Minuten. Bei den 1972er Titelkämpfen konnte sie dann ihrer Favoritenstellung nicht ganz gerecht werden. In einem Finale, in dem die Wolfsburgerin ihre mögliche Taktik für Olympia probte, erreichte sie in 2:03,2 Minuten zeitgleich mit der Siegerin, Sylvia Schenk (Eintracht Frankfurt),äußerst knapp geschlagen als Zweite das Ziel. Ihr Konzept war noch nicht ganz aufgegangen. Dennoch sah sie den „Spielen“ sehr positiv entgegen.
Außerdem qualifizierte sich Horst Beyer (VfL Wolfsburg) als deutscher Meister im Zehnkampf für die Olympischen Spiele. Der Bronzemedaillengewinner bei den Europameisterschaften 1966 gewann in München zum zweiten Male den nationalen Titel. Beyer wurde bei dieser Meisterschaft mit dem Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis ausgezeichnet.
Zwei Athletinnen aus Niedersachsen belegten einen dritten und einen vierten Platz: Christa Peters im Speerwerfen und die erst 19jährige Brigitte Göhrs (beide TK Hannover) im Fünfkampf. Sie verfehlten die Qualifikation für Olympia nur knapp.
Neben Hildegard Falck und Horst Beyer wurden aus Niedersachsen die Geher Gerhard Weidner (SG Salzgitter/50 km) und Heinz Mayr (Vfl Wolfsburg/20 km) für die Olympischen Spiele nominiert.
Bei den „Spielen“ selbst verschaffte sich Hildegard Falck schon im Vorlauf Respekt, als sie diesen in 2:01,5 Minuten deutlich vor der Amerikanerin Madeline Manning (2:02,6 Min.) gewann. Auch im sehr stark besetzten Zwischenlauf erreichte sie nach 2:01,4 Minuten als Erste das Ziel.
Im Endlauf startete sie auf der Innenbahn. Svetla Slateva (Bulgarien), Vera Nikolic (Jugoslawien) und Ileana Silai (Rumänien) schlugen ein hohes Anfangstempo an. Die 400 Meter-Marke wurde nach 58,31 Sekunden passiert. Hildegard Falck hielt sich auf den ersten 600 Metern zurück. Sie schien sich vor allem an Gunhild Hoffmeister aus der DDR zu orientieren, die sie als sehr stark einschätzte. Eine Lücke zwischen Gunhild Hoffmeister und Ileana Silai nutzte die Wolfsburgerin zum Vorstoß. Etwa 110 Meter vor dem Ziel übernahm sie die Spitze und gab sie bis zum Ziel nicht mehr ab. Einen großartigen Schlussangriff von Niele Sabaite (UdSSR) wehrte sie ab und erreichte in der olympischen Rekordzeit von 1:58,6 Minuten das Ziel. Die sowjetische Läuferin folgte ihr als Zweite in 1:58,7 Minuten. Ein Lob gebührt auch ihrem Heimatrainer Werner Riechmann, der sie zum richtigen Zeitpunkt hervorragend vorbereitet hatte.
Den Zehnkampf beendete Horst Beyer nicht. Er zog sich bereits im 100 Meter-Lauf eine Verletzung zu, trat danach allerdings noch im Weitsprung und im Kugelstoßen an, stieg dann aber aus. Somit war für ihn nach drei Disziplinen der Wettbewerb zu Ende.
Zum 50 km-Gehen gingen 36 Athleten an den Start, unter ihnen Gerhard Weidner. Der damals bereits 39-Jährige begann nicht zu forsch, ließ aber die Spitzengeher nicht zu weit enteilen. Am Ende belegte er in 4:06:26,0 Stunden einen guten 6. Platz. Heinz Mayr startete im Wettbewerb über 20 km-Gehen. Er wurde in 1:33:13,8 Stunden Dreizehnter.
Mit einem größeren Aufgebot an Kampfrichtern war der Niedersächsische Leichtathletik-Verband im Olympiaeinsatz. Insgesamt waren 31 Kameraden berufen worden. Sie wurden an den unterschiedlichsten Stellen eingesetzt. Vom Ansager (Georg Lühr/Hannover) über einen Rückstarter (Bruno Schminke/Delmenhorst), einen Obmann für Sprungwettbewerbe (Friedwald Wellershoff/Salzgitter) bis hin zum Leiter Mehrkämpfe (Karl Bicker/Hannover) nahmen sie viele Aufgaben wahr.
Auch die Kampfrichter wurden zweimal nach München gebeten: Vom 18. Juli bis 24. Juli 1972 zu den Deutschen Meisterschaften und vom 28. August bis 10. September 1972 zu den Olympischen Spielen.
Während der Deutschen Meisterschaften wurden die Kampfrichter im Olympischen Frauendorf, bei Olympia in neu erbauten Eigentumswohnungen in der Lerchenauer Straße und einem Hotel untergebracht. Die Eigentumswohnungen – so war damals zu hören – wurden anschließend renoviert den neuen Eigentümern übergeben. Die Verpflegung wurde im Casino von BMW eingenommen. Zusätzlich erhielt jeder Kampfrichter ein Taschengeld von 2 Dollar täglich.
München war sicherlich für jeden Kampfrichter ein besonderes Ereignis. So etwas erlebt man nur einmal im Leben. Eine nette Geste des Deutschen Leichtathletik Verbandes soll hier nicht unerwähnt bleiben. Als 10 Jahre später in München die Deutschen Meisterschaften stattfanden, wurden die Olympiakampfrichtern eingeladen. Viele kamen.
1977: EMO-Abendsportfest in Hannover mit vielen Weltklasse-Athleten.
Am 24.September 1977 fand im altehrwürdigen Niedersachsenstadion in Hannover ein Meeting statt, das „Internationales EMO-Abendsportfest“ genannt wurde. Woher kam der Name EMO? Dies ist die abgekürzte Form von Exposition Mondiale de la Machine Outil und bedeutet auf Deutsch Werkzeugmaschinen-Weltausstellung.
Im September 1977 fand die EMO erstmals in Hannover statt. Den Besuchern, vor allem aus zahleichen europäischen Ländern und den Interessierten aus der Region, sollte im Rahmen dieser Messeveranstaltung ein sportliches Highlight geboten werden.
Man war von vorangegangenen, ähnlichen Veranstaltungen gewohnt, dass Massen die Stadiontore passierten. Doch das war an diesem kühlen, unfreundlichen Samstagabend nicht der Fall. Nur 3.000 Zuschauer verloren sich auf den Rängen des Riesenstadions. Das bereitete vor allem dem für die Finanzen zuständigen Alfred Wilkening Probleme. Zu dem geringen Zuschauerinteresse schrieb die Fachzeitschrift „Leichtathletik“ hinterher: „Nur knapp 3.000 Zuschauer hatten den Weg in das Niedersachsenstadion zum Internationalen Abendsportfest mit einer erstklassigen Besetzung gefunden. Obwohl die lokale Presse in der letzten Woche ständig und ausführlich auf diese Veranstaltung hingewiesen hatte, blieb der erwartete Zuschauerzuspruch aus. Die Zeiten als zu zweitägigen Länderkämpfen etwa 90.000 Zuschauer kamen, scheinen nicht wiederholbar zu sein“.
Die Veranstaltung begann mit einem „Knaller“. Über 400 Meter-Hürden standen sich der Olympiasieger von 1976 in Montreal und Weltrekordinhaber Edwin Moses aus den USA und Harald Schmid (TV Gelnhausen) – ein Duell, das es mehrmals gegeben hat – gegenüber. Der Hesse hatte gut drei Wochen vorher mit 48,85 Sekunden einen deutschen Rekord aufgestellt. Harald Schmid schlug von Beginn an ein hohes Tempo an. Nach 150 Metern lag er knapp vor dem Olympiasieger. Bis in die Zielgerade hinein nahm er die Hürden deutlich wahrnehmbar vor Moses. Der Endkampf verlief äußerst spannend, den der Amerikaner knapp für sich entschied. Für Moses wurden 48,85 Sekunden, für Schmid 48,91 Sekunden gestoppt.
Bei Temperaturen um 10 Grad konnte man von den Sprintern keine Wunderdinge erwarten. Dennoch stellten sich über 100 Meter Weltklasseathleten dem Starter. Steve Williams (USA), der sich drei Wochen vorher beim Weltcup in Düsseldorf durchgesetzt hatte, gewann den Lauf in mäßigen 10,53 Sekunden. In Düsseldorf blieben für ihn die Uhren bei 10,13 Sekunden stehen.
Über 200 Meter trat der Olympiasieger von 1976, Donald Quarrie (Jamaika), an. 20,23 Sekunden betrug in Montreal seine Siegerzeit. Er sah sein Rennen offensichtlich als eine Art Trainingslauf an, seine Zeit: 20,82 Sekunden. Der Zweite, Franz-Josef Hofmeister (Bayer Leverkusen) lief nach 21,03 Sekunden ein.
Mike Boit (Kenia) hatte ins Auge gefasst, zum Saisonende über 800 Meter den Weltrekord anzugehen. Einen Tag vorher hatte er schon mit 2:15,3 Minuten über 1.000 Meter in Wattenscheid beeindruckt. Vielleicht steckte ihm dieser schnelle Lauf noch in den Knochen, denn in Hannover blieb er weit hinter seiner besten 1977 gelaufenen Zeit zurück. In der Weltbestenliste wurde er in diesem Jahr mit 1:44,4 Minuten ausgewiesen. In acht Läufen war er 1977 unter 1:45 Minuten geblieben. Doch dieses Niveau konnte er in Hannover nicht erreichen. Schon bei 400 Metern (Zwischenzeit 52,8 Sekunden) war klar, dass es mit einer Weltklassezeit nichts werden würde. Am Ende konnte der Kenianer mit für ihn indiskutablen 1:49,0 Minuten nur Platz vier belegen. Das Rennen gewann der Amerikaner McLean in 1:47,7 Minuten.
Der selten ausgeschriebene 2.000 Meter-Lauf war ins Programm aufgenommen worden, um den Assen zum Saisonende noch einmal die Chance zu geben, den ein Jahr alten Weltrekord von 4:51,4 Minuten anzugreifen. Doch schon nach den ersten Runden deuteten die Zwischenzeiten an, dass das gesteckte Ziel nicht erreicht werden könne. Vielmehr kam es auf dem letzten Streckenabschnitt noch zu einem Kuriosum. 600 Meter vor dem Ziel nahm der Brite Steve Ovett, der drei Jahre später bei den Olympischen Spielen in Moskau über 800 Meter die Goldmedaille gewann, die Spitze. Als er deutlich vor seinen Konkurrenten lag, winkte er den Zuschauern erfreut zu und wollte am Ziel aufhören. Erst als ihm Zuschauer und Kampfrichter entsprechende Zeichen gaben, lief er weiter. Es war versäumt worden, am Ziel eine Rundentafel aufzustellen! Am Ende lag Thomas Wessinghage (USC Mainz) in 5:04,2 Minuten vorn, Ovett belegte trotz dieses Missgeschicks in 5:04,7 Minuten Platz zwei.
Im Mittelpunkt der Frauen-Wettbewerbe stand der 400 Meter-Hürdenlauf. Die Polin Irena Szewinska, 400 Meter-Olympiasiegerin 1976 in Montreal, wollte den von Karin Roßley (DDR) mit 55,63 Sekunden gehaltenen Weltrekord brechen. Auf der Bahn vier laufend begann Szewinska recht flott. Sie lief nach beachtenswerten 56,62 Sekunden als überlegene Siegerin durchs Ziel. Die damals 31-jährige Polin war zu bewundern. Schon seit 15 Jahren war sie in den Sprints bis hin zu den 400 Metern in der Westspitze zu finden. Die im Jahr 1977 weltbeste 100 Meter-Hürdenläuferin, Grazyna Rabsztyn, wie Szewinska ebenfalls aus Polen, war auf ihrer Spezialstrecke einmal mehr erfolgreich. Ohne sich zu verausgaben gewann sie das Rennen in 12,98 Sekunden vor der Britin Colyear (13,48 Sek.).
Viele Weltklasseathletinnen und –athleten hatten sich zu diesem EMO-Sportfest in Hannover eingefunden. Ihre Leistungen blieben aber größtenteils hinter den Erwartungen zurück. Das war wohl hauptsächlich den schlechten Witterungsverhältnissen geschuldet.
1979: 3. World Veterans Championships in Hannover.
Man kann es kaum glauben, aber es ist wahr. Vom 27. Juli bis 2. August 1979 fand im damaligen Niedersachsenstadion in Hannover eine Veranstaltung statt, wie es sie vorher in der Bundesrepublik Deutschland noch nicht gegeben hatte. Es handelte sich um die 3.World Veterans Championships, die in ihren Dimensionen die Olympischen Leichtathletiktage 1972 in München nicht unerheblich übertrafen. Insgesamt hatten für die Veranstaltung in Hannover 3.200 Aktive aus 43 Ländern gemeldet. Damit wurden die Teilnehmerzahlen von Toronto (1.400) und Göteborg (2.800) weit übertroffen. Dennoch wurden die 350 Einzel- und Staffelwettbewerbe – abgesehen von einigen „Ecken“, - wie sie bei Veranstaltungen eines solchen Kalibers immer mal wieder vorkommen – reibungslos abgewickelt.
Wenn man sich vor Augen führt, dass in Hannover nur 250 Kampfrichter und 40 Helfer im Einsatz waren (hinzu kamen 40 beim Crosslauf am Galgenberg in Hildesheim), dann ist das gegenüber den 2.300 Mitarbeitern bei den 2.Veterans Championships eine recht geringe Zahl. Ein Lob für die Organisatoren hatte der Präsident des Weltverbandes der Leichtathletikveteranen, Don Farquharson (Kanada), parat: „Alles ist perfekt organisiert, auch der Crosslauf in Hildesheim. Wer immer dafür verantwortlich ist, er hat einen Glückwunsch verdient“.
Zu den auffallendsten deutschen Athleten gehörten zwei Niedersachsen. Der damals bereits 68-jährige Erich Kruzycki aus Rosdorf bei Göttingen gewann am ersten Wettkampftag in der AK M 65 den 10.000 Meter-Lauf und ließ später noch den Einzel- und Mannschaftstitel im Crosslauf folgen. Hinzu kamen Siege über 1.500 Meter und 5.000 Meter. Mit dem Gewinn dieser fünf Goldmedaillen war der Sieger beim wohl weltweit berühmtesten Silvesterlauf in Sao Paulo - zum Jahreswechsel 1951/1952 gewann er ihn - erfolgreicher als zwei Jahre zuvor in Göteborg, als er sich „nur“ vier Goldmedaillen sichern konnte. Geher Gerhard Weidner aus Salzgitter bewies, dass er damals zu den weltbesten Altersklassengehern gehörte. Der 46-Jährige setzte sich in seiner AK sowohl im 10 km- als auch im 20 km-Straßengehen durch. In beiden Disziplinen gehörte er auch den erfolgreichen deutschen Mannschafte an.
Bei den Frauen beeindruckte die Wolfsburgerin Liane Winter im Marathonlauf. Vor dem Rennen wurde mit einem Zweikampf zwischen der Wolfsburgerin und der sieben Jahre älteren, Mike Gorman (USA) gerechnet. Beide gehörten unterschiedlichen AK an. Doch zu diesem Duell kam es nicht. Liane Winter war nach 2:47:31 Stunden und damit etwa sieben Minuten vor der Amerikanerin im Ziel.
Zum Marathonlauf waren 666 Läuferinnen und Läufer angetreten. 13 Läufer blieben unter 2:30 Stunden, 48 unter 2:40 Stunden. Allerdings mussten die Kampfrichter lange warten, bis der letzte Läufer das Ziel erreicht hatte. Es war der 82jährige Jugoslawe Milan Zemljak. Er durchlief erst nach 6:26:45 Stunden das Ziel. Für einen 82-Jährigen ist es doch schon eine großartige Leistung, überhaupt durchgelaufen zu sein.
Auch eine Lokalmatadorin konnte sich mit der Goldmedaille auszeichnen lassen. Die damals 36jährige Christa Peters triumphierte im Speerwurf der Altersklasse W 35.
Es war an den sieben Wettkampftagen von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Großartiges gezeigt worden. Nicht hoch genug bewertet werden konnten die Leistungen des am 11. Juni 1915 in Hankau/China als Sohn eines deutschen Arztes und einer Chinesin geborenen blinden Läufers Fritz Assmy aus Bargteheide in Schleswig-Holstein. Bei seinen Läufen war er durch eine Leine mit seinem Schwiegersohn verbunden. Viermal wurde Asmy eine Goldmedaille umgehängt. In der Altersklasse M 60 gewann er - jeweils mit beachtlichen Zeiten - über 100 Meter (12,74 Sek), 200 Meter (26,51 Sek) und 400 Meter (61,30 Sek). Außerdem war er am Staffelsieg des deutschen Quartetts über 4x100 Meter beteiligt. Großes Pech hatte er allerdings in der 4x400 Meter-Staffel, als er auf eine nicht am Staffelwettbewerb beteiligte Person auflief und dadurch viel Zeit verlor. Die Staffel landete am Ende auf Platz vier. Dieser Athlet war in aller Munde. Seine Leistungen hatten alle begeistert.
Es gab bei diesen Titelkämpfen aber auch Szenen, die zum Nachdenken Anlass gaben. Während auch in den höheren Altersklassen die Athletinnen und Athleten im allgemeinen in guter Verfassung das Ziel erreichten, sah man zum Beispiel auf der langen Hürdenstrecke Bilder, die nicht geeignet waren, für die Leichtathletik zu werben. Erschöpfte Läufer sah man an den letzten Hürden zu Boden stürzen. Wettbewerbe, die erhöhten Krafteinsatz und Schnelligkeit gleichzeitig erfordern, schienen für die älteren AK ungeeignet zu sein.
Ernsthafte Verletzungen traten während der gesamten Veranstaltung nicht auf. Eins ist deutlich festzustellen. Bei dieser Veranstaltung überwogen die positiven Aspekte eindeutig.
Wiedergegeben werden sollte noch ein Auszug aus einer Rede des DLV-Breitensportwartes, Hans Axmann, wie er in dem Bericht über die sieben Veranstaltungstage in der Fachzeitschrift „Leichtathletik“ abgedruckt worden ist: „Die niedersächsischen Kampfrichter haben sich durch ihre Freundlichkeit selbst übertroffen und damit wesentlich zum Gelingen der Veranstaltung beigetragen. Dadurch sei das zentrale Anliegen der Veranstaltung getroffen worden, die frohe Begegnung von alten und neuen Freunden zu fördern“.
1980: Der Olympiaboykott trifft auch Leichtathleten aus Niedersachsen.
So viele enttäuschte Leichtathletinnen und Leichtathleten wie im Frühjahr 1980 hat es in der Geschichte des Deutschen Leichtathletik-Verbandes ein anderes Mal wohl noch nicht gegeben.
Was war geschehen? Truppen der Sowjetunion waren in Afghanistan einmarschiert, um im Bürgerkrieg das dortige Regime zu unterstützen. Der damalige US-Präsident Jimmy Carter forderte deshalb einen Boykott der vom 24. Juli bis 1. August 1980 in Moskau vorgesehenen XXII. Olympischen Spiele, falls sich die sowjetischen Truppen nicht bis zum 20. Februar 1980 zurückziehen würden. Dieser Forderung kam die UdSSR nicht nach. Das führte dazu, dass sich unter Führung der Regierung der USA im Westen zahlreiche Länder für einen Boykott der „Spiele“ aussprachen. Wie in der Bundesrepublik Deutschland wurde auch in anderen Ländern darüber kontrovers diskutiert.
Am 15.Mai 1980 fand in Düsseldorf die entscheidende Mitgliederversammlung des Nationalen Olympischen Komitees für Deutschland statt. Nach knallharten, aber doch recht fairen Diskussionen setzten sich die Boykottbefürworter mit 59 zu 40 Stimmen durch. Damit wurde den Empfehlungen der Bundesregierung und des Deutschen Bundestages entsprochen.
Mit anderen leistungsstarken Sportarten wie Schwimmen, Rudern und Handball hatten sich die Vertreter der Leichtathletik für eine Teilnahme an den Olympischen Spielen ausgesprochen. Die Fachzeitschrift „Leichtathletik“ berichtete damals, dass DLV-Präsident Prof. Dr. August Kirsch die positive Haltung des DLV zum Start der deutschen Mannschaft in der sowjetischen Hauptstadt detailliert begründete. Die Mehrheit der Versammlungsteilnehmer sei jedoch durch die gegebenen politischen Vorbedingungen vorbestimmt gewesen. Auch der Appell des damaligen Aktivensprechers und heutigen IOC-Präsidenten Thomas Bach, für die Belange der Aktiven zu entscheiden, konnte zu keinem anderen Abstimmungsergebnis führen.
Von damals vom IOC anerkannten 148 NOKs boykottierten 65 die Spiele von Moskau. Neben der Bundesrepublik gehörten zu den boykottierenden Ländern so starke wie die USA, Kanada, Kenia, China und Japan. Von den mit den USA verbündeten Ländern hatten Frankreich, Finnland, Irland, Italien, Großbritannien und Schweden Teams nach Moskau entsandt.
Trotz des beschlossenen Boykotts hatte der DLV eine fiktive Mannschaft für Moskau aufgestellt. Es wurden 44 Männer und 16 Frauen benannt. Zu ihnen gehörten auch drei Aktive, die niedersächsischen Vereinen angehörten und zwei, die in Vereinen Niedersachsens an die Leichtathletik herangeführt wurden, nun aber für Vereine in anderen Bundesländern starteten.
Nominiert worden war der 21jährige, dem Post SV Hannover angehörende Erwin Skamrahl. Er war für die 400 Meter und 4x400 Meter-Staffel vorgesehen. In der Jahresbestenliste 1980 war er über 400 Meter mit 45,80 Sek. hinter dem Weltklasse-400 Meter-Hürdenläufer Harald Schmid (TV Gelnhausen/45,06 Sek.) auf Platz zwei zu finden. 1980 hatte Skamrahl noch längst nicht seine Leistungsgrenze erreicht. Drei Jahre später, am 26. Juli 1983 stellte er in München auf seiner Spezialstrecke mit 44,50 Sekunden einen neuen Europarekord auf.
In das fiktive Moskau-Aufgebot aufgenommen waren mit Weitspringer Jens Knipphals, Vater des heutigen Spitzensprinters Jens Knipphals, und Mittelstreckler Uwe Becker, zwei Athleten des VfL Wolfsburg. Knipphals hält noch heute mit 8,14 Meter den 1980 in Berlin aufgestellten niedersächsischen Landesrekord. Auch Uwe Beckers 1500 Meter-Landesbestmarke von 3:34,84 Minuten aus dem Jahre 1983 hat noch heute Bestand. Drei großartigen Athleten aus Niedersachsen ist – wie den anderen vorgesehenen Athletinnen und Athleten – durch den Boykott die Teilnahme an dem Großereignis in Moskau, auf das sie sich lange intensiv vorbereitet hatten, versagt geblieben.
Außerdem standen Diskuswerferin Ingra Manecke (LAC Quelle Fürth) und Zehnkämpfer Guido Kratschmer (USC Mainz) im fiktiven Aufgebot. Ingra Manecke begann ihre leichtathletische Karriere im SuS Northeim und kam über den TK Hannover 1978 zu LAC Quelle Fürth. Sie steigerte sich 1980 im Diskuswerfen auf 63,28 Meter. Zwei Jahre später warf sie mit 67,06 Meter deutschen Rekord. Guido Kratschmer wurde im LAZ Südheide, von Ende der 1960er Jahre an das bedeutendste Nachwuchszentrum Niedersachsens, von Robert Herchert an den Mehrkampf herangeführt. Kratschmer entwickelte sich zu einem absoluten Weltklasse-Athleten. Am 13./14. August 1980 stellte er in Bernhausen bei Stuttgart mit 8.649 Punkten einen Weltrekord auf und galt für Moskau als klarer Medaillenkandidat.
Mit einer solchen Situation, wie sie sich 1980 darstellte, müssen Spitzensportlerinnen und –sportler erst einmal fertig werden. Lange harte Arbeit war quasi umsonst. Doch von diesem Negativereignis haben sich viele nicht entmutigen lassen. Ihre starken Jahre kamen erst noch.
1984: Der letzte Länderkampf im Niedersachsen-Stadion.
Nach Frankreich (1955), England (1957), den USA (1963) und Ungarn (1968) trafen im Juni 1984 im Niedersachsen-Stadion von Hannover nunmehr gleich drei Mannschaften zu einem Länderkampf gegen die Bundesrepublik an. Gegner des DLV-Teams waren Polen, die damalige Tschechoslowakei und Frankreich. Es sollte der letzte Länderkampf sein, der in dem 1954 eingeweihten Stadion in der niedersächsischen Landeshauptstadt ausgetragen wurde. Der DLV vergab gern Großveranstaltungen nach Hannover, weil er sich dort großen Zuschauerzuspruchs sicher sein konnte. Die meisten Besucher zog der Länderkampf 1957 gegen England an. An beiden Wettkampftagen zusammen passierten 96.700 Besucher die Stadiontore. Doch bei dem Vierländerkampf am 15./16. Juni 1984 war es ganz anders.
Er war zwar vom DLV als eine wichtige Qualifikationsmöglichkeit für die Olympischen Spiele Anfang August in Los Angeles vorgesehen. Doch bei sehr kühler, fast herbstlicher Witterung fanden nur insgesamt 6.000 Zuschauer den Weg ins Stadion. In der Fachzeitschrift „Leichtathletik“ war nach der Veranstaltung zu lesen: „Der mit so viel Einsatzfreude und Begeisterung betriebene organisatorische Aufwand hatte in der herbstlich kühlen Witterung einen zu großen Widersacher. Die Leistungen und der Besuch litten darunter“.
Olympiasieger im deutschen Team
Dennoch wurden mehrere großartige Leistungen erzielt. Immerhin standen mit Claudia Losch (Kugel), Ulrike Meyfarth (Hochsprung), Rolf Danneberg (Diskus) und Dietmar Mögenburg (Hochsprung) vier Athletinnen und Athleten im deutschen Team, die bei den Olympischen Spielen in Los Angeles die Goldmedaille gewannen. Auch in den gegnerischen Mannschaften standen hochkarätige Athleten. Die Polen waren mit Marian Woronin angereist. Er hatte eine Woche vorher mit 10,00 Senkungen einen neuen Europarekord über 100 Meter aufgestellt.
Zur tschechoslowakischen Mannschaft gehörte Jarmila Kratochvilova, mit 47,99 Sekunden und 1:53,28 Minuten die Weltrekordlerin über 400 Meter und 800 Meter.
400 Meter-Europarekordler Erwin Skamral unter 46 Sekunden
Trotz der niedrigen Temperaturen konnte sich Marian Woronin in 10,27 Sekunden über 100 Meter durchsetzen. 400 Meter-Europarekordler Erwin Skamral (SV Groß Ilsede/44,50 Sek) lief auf seiner Spezialstrecke nach 45,91 Sekunden als Erster durchs Ziel. Harald Schmidt (TV Gelnhausen) war über 400 Meter Hürden nicht zu schlagen. Er passierte nach 49,18 Sekunden die Lichtschranke. In Los Angeles gewann er in 48,19 Sekunden die Bronzemedaile. Mit 85,80 Metern gelang Wolfram Gambke (LG Wedel/Pinneberg) der weiteste Wurf mit dem Speer.
Auch am zweiten Tag wurden einige beachtenswerte Leistungen erzielt. Der erst 19jährige Ralf Lübke von LG Bayer Leverkusen setze sich in 20,98 Sekunden deutlich über 200 Meter durch. Thomas Wessinghage (ASV Köln), zwei Jahre vorher Europameister über 5.000 Meter, war in 7:49,49 Minuten über 3.000 Meter als Erster im Ziel. Auch Karl-Hans Riehm (TV Wattenscheid) holte mit 78,26 Metern im Hammerwerfen die Höchstpunktzahl für die Gastgeber.
Jahresweltbestzeit über 3000 Meter-Hindernis
Dietmar Mögenburg (ASV Köln) und Rolf Danneberg (LG Wedel/Pinneberg), die wenig später bei den Olympischen Spielen in Los Angeles triumphierten, mussten sich beide mit dritten Plätzen begnügen, Mögenburg mit 2,21 Meter im Hochsprung und Danneberg mit 65,90 Metern im Diskuswerfen.
Die wohl beeindruckenste Leistung in den Wettbewerben der Männer erzielte der Franzose Joseph Mahmoud. Seine über 3.000 Meter-Hindernis gelaufenen 8:16,83 Minuten bedeuteten Jahresweltbestzeit.
Doppelsieg für Margrit Klinger
Im Frauenteam des DLV rückten Ulrike Meyfahrth (LG Bayer Leverkusen) und Claudia Losch (LAC Quelle Fürth) ins Blickfeld. Meyfarth gewann mit für die Witterungsverhältnisse ausgezeichneten 1,94 Metern den Hochsprung und Losch setzte sich mit 20,55 Metern im Kugelstoßen durch.
Ebenfalls erfolgreich war Margrit Klinger (TV Obersuhl). Sie lief über 800 Meter nach 2:01,20 Minuten als Erste über den Zielstrich. Sie war an diesem Wochenende nicht zu schlagen. Auch auf der 1.500 Meter-Distanz siegte sie in sehr ansprechenden 4:05,50 Minuten. Ingrid Thyssen (LG Bayer Leverkusen) sicherte sich mit ebenfalls ausgezeichneten 65,54 Metern den Sieg im Speerwerfen. Ingra Manecke, die vom TK Hannover zum LAC Quelle Fürth gewechselt war, verwies im Diskuswerfen mit 64,84 Metern die Tschechoslowakin Zdenka Silhava (64,58 m) auf Platz zwei.
Auch Weltrekordlerin Jarmila Kratochvilova zweimal erfolgreich
Die Zuschauer warteten mit großer Spannung auf Jarmila Kratochvilova. Sie trat auf einer ihrer beiden Spezialstrecken, den 400 Metern und über 200 Meter an. Sie war auf beiden Strecken nicht zu schlagen. Die 200 Meter-Distanz, etwas ungewohnt für sie, durchlief sie in 22,57 Sekunden. Über 400 Meter blieb sie mit 49,33 Sekunden ein gutes Stück hinter ihrem Weltrekord von 47,99 Sekunden zurück. Bei dem schlechten Wetter durchaus nachvollziehbar.
Gesamtsiege für die deutschen Männer und Frauen
Was die sportlichen Leistungen insgesamt angeht, sind die Zuschauer „auf ihre Kosten gekommen“. Sie haben trotz der nicht idealen Verhältnisse mehrere sehr gute Leistungen gesehen. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen waren die deutschen Mannschaften am ausgeglichensten besetzt. Das war ausschlaggebend für ihre klaren Siege. Bei den Männern sammelte das deutsche Team 227 Punkte, gefolgt von Polen (182,5 P.), Frankreich (177 P.) und der CSSR (154,5 P.). Für die deutschen Frauen standen am Ende 163 Punkte zu Buche. Die Plätze zwei bis vier nahmen die CSSR (123 P.), Polen 115 P.) und Frankreich 87 P.) ein.
Als die Zuschauer nach Hause gingen, ahnten sie nicht, dass die Zeit der großen Leichtathletik-Veranstaltungen im Niedersachsenstadion bald vorbei sein würde. Es folgten 1991 nur noch die ersten gesamtdeutschen Meisterschaften. Dann war`s endgültig vorbei. Das Stadion wurde umgebaut und die Laufbahn entfernt. Die jetzt Arena genannte Sportstätte steht nur noch – von einigen Ausnahmen abgesehen – dem Fußball zur Verfügung. Das Schicksal teilt Hannover aber mit diversen anderen Städten.
1991: In Hannover finden die ersten gesamtdeutschen Meisterschaften statt.
Zwei Meisterinnen und ein Meister dieser Titelkämpfe wurden ein Jahr später in Barcelona Olympiasieger.
Nachdem sich am Vormittag des 24. November 1990 der Deutsche Verband für Leichtathletik (DVfL) der DDR in Magdeburg aufgelöst hatte, verkündete am Nachmittag desselben Tages, genau um 16.36 Uhr, DLV-Präsident Helmut Meyer bei einem Außerordentlichen Verbandstag des DLV in Salzgitter die Aufnahme der fünf neugegründeten Landesverbände der ehemaligen DDR als ordentliche Mitglieder in den DLV.
Damit war der Weg für gesamtdeutsche Meisterschaften geebnet. Diese ersten gesamtdeutschen Titelkämpfe des vereinten Deutschlands fanden vom 26. – 28. Juli 1991 im Niedersachsenstadion in Hannover statt. Sie waren ein großer Publikumsmagnet. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung schrieb in ihrer Ausgabe vom 29.Juli 1991: „Der größte Sieger war das Publikum. Es gab sehr viele Gewinner im Niedersachsenstadion in Hannover, aber kaum jemand hatte damit gerechnet, dass zu den ersten gesamtdeutschen Titelkämpfen insgesamt 59.000 Zuschauer kommen würden. Es waren 6.000 am Freitag, 22.000 am Sonnabend und 31.000 am Sonntag. Die Niedersachsen - Weltmeister im Zuschauen?“
Dieser Riesenzuspruch führte dazu, dass der Deutsche Leichtathletik-Verband am Ende einen Rekordgewinn verzeichnen konnte. Der Nettoerlös stellte den höchsten Ertrag in der Geschichte der nationalen Titelkämpfe dar.
Erfreulich war auch das Meldeergebnis. 274 Vereine hatten 1797 Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeldet. Für die Meisterschaften 1990 in Düsseldorf standen nur 1676 Aktive in den Meldelisten.
Bei den Frauen waren mit Karin Janke (VfL Wolfsburg) über 400 Meter, Silvia Rieger (TuS Eintracht Hinte) über 400 Meter-Hürden, der 4x100 Meter-Frauenstaffel des VfL Wolfsburg und Katrin Bartschat (TK Hannover) im Weitsprung alle niedersächsischen Athletinnen am Start, die ein Jahr vorher in Düsseldorf den Titel gewonnen hatten. Auch bei den Männern war der einzige niedersächsische Vorjahressieger, Eckhardt Rüter (VfL Wolfsburg/1500 Meter), wieder gemeldet worden.
Für die niedersächsischen Leichtathletinnen und Leichtathleten war die Ausbeute bei diesen ersten gesamtdeutschen Meisterschaften nicht die allerbeste. Lediglich Karin Janke wurde Meisterin. Sie konnte ihren Titel über 400 Meter in 51,75 Sekunden erfolgreich verteidigen. Silvia Rieger gelang das dagegen nicht. Sie wurde über 400 Meter-Hürden in guten 55,47 Sekunden Vizemeisterin. Einen weiteren zweiten Platz belegte Stephanie Storp (VfL Wolfsburg) mit 18,98 Metern im Kugelstoßen.
Dahinter gab es vier vierte Plätze durch Kai Karsten (LG Braunschweig) in 46,64 Sekunden über 400 Meter, Michael Mertens (VfL Wolfsburg) mit 18,80 Meter im Kugelstoßen, die 4x100 Meter-Männerstaffel des SV Union Groß-Ilsede in 40,17 Sekunden und Ingrid Hering (TK Hannover) in 4:18,80 Minuten über 1500 Meter.
Die herausragenden Athletinnen und Athleten kamen aus anderen Gebieten der Republik. Dieter Baumann (LG Bayer 04 Leverkusen) lief über 5.000 Meter ein einsames Rennen und gewann den Wettbewerb schließlich in 13:40,46 Minuten. Ein Jahr später wurde er auf dieser Strecke in 13:12,52 Minuten Olympiasieger. Seine Vereinskameradin Heike Henkel gewann mit genau zwei Metern den Titel im Hochsprung. Auch sie wurde im folgenden Jahr in Barcelona mit 2,02 Meter Olympiasiegerin. Das gleiche Kunststück, in Hannover Meisterin und 1992 Olympiasiegerin zu werden, gelang Heike Drechsler (TuS Jena) im Weitsprung. Beim Sprung zum Titelgewinn in Hannover landete sie bei 7,07 Meter. Mit 7,14 Meter sprang sie ein Jahr später zum Olympiasieg.
Aber nicht in allen Wettbewerben bewegten sich die Siegerleistungen auf einem so hohen Niveau. Deshalb war das Fazit, dass der damalige DLV-Präsident Helmut Meyer in der abschließenden Pressekonferenz zog, durchaus nachzuvollziehen: „Wir haben viele Weltklasseleistungen gesehen, aber auch einige Schwachstellen“. Bei der ersten Meisterschaft des vereinten Deutschlands gab es zwar viel Licht, doch trotz der Erweiterung des Aktivenkreises waren Schatten nicht zu übersehen.
1991: DM-Cosslauf findet in Bad Harzburg statt.
Nicht nur die ersten gesamtdeutschen Meisterschaften im Freien fanden 1991 in Niedersachsen statt – sie wurden vom 26.-28. Juli im hannoverschen Niedersachsenstadion ausgetragen. Auch die ersten gemeinsamen Crosslauf-Meisterschaften hatten mit Bad Harzburg einen Austragungsort in Niedersachsen gefunden.
Für diese Titelkämpfe auf der Pferderennbahn in Bad Harzburg waren 2.458 Meldungen eingegangen. Man hatte wegen der erstmaligen Teilnahme der Athletinnen und Athleten aus den Landesverbänden der neuen Bundesländer mit einem besseren Meldeergebnis gerechnet. Doch es konnten nur 50 Nennungen über den Meldezahlen, die bei den Cross-Titelkämpfen 1987 – ebenfalls in Bad Harzburg ausgetragen – registriert werden.
Am Rande des Geschehens war viel Lob zu hören. Nach Meinung von Kennern der Szene erwies sich die Rennbahn zusammen mit ihrer Infrastruktur als Ideallösung.
Kritisiert wurde das Melde- und Teilnehmerverhalten. Ungefähr ein Drittel der gemeldeten Läuferinnen und Läufer blieb der Meisterschaft fern. Unangenehm aufgefallen waren die Doppelmeldungen. Sehr häufig traten die so gemeldeten Athletinnen und Athleten nur auf einer Strecke an. Dies trübte aber nicht den insgesamt sehr guten Gesamteindruck von dieser Meisterschaft.
Den ersten Titel am ersten Tag sicherte sich bei fast frühlingshaften Temperaturen die aus dem thüringischen Gotha stammende, aber jetzt für Eintracht Frankfurt startende Steffi Kallenbach. Sie gewann den Titel auf der Mittelstrecke über 2 km. Im Feld der 47 ins Ziel gekommenen Läuferinnen belegte Ursula Starke (VfL Wolfsburg) Platz vier. In der Mannschaftswertung landete das Trio vom Post SV Uelzen mit Pezarra, Wilcox und Engelbrecht auf dem sechsten Platz. Schon nach dem ersten Rennen bezeichneten die Teilnehmerinnen den Parcour als sehr schnell.
Im Langstreckenwettbewerb über 6 km setzte sich Cristina Mai von der LG Olympia Dortmund durch. Sechste wurde die 30jährige Petra Liebertz (VfL Wolfsburg).
Im männlichen Bereich überzeugte auf der Langstrecke der Junioren über 4.000 Meter das Team vom OSC Damme mit Wieferig, Nyhuis und Kuhlmann. Das Trio gewann mit 87 Punkten den Titel. Das blieb am ersten Wettkampftag bei Männern, Frauen sowie Juniorinnen und Junioren der einzige Titelgewinn für Läuferinnen und Läufer aus dem Gebiet des Niedersächsischen Leichtathletik-Verbandes (NLV).
Bei den Männern konnten sich auf der Mittelstrecke über 4.000 Meter die Athleten von der LG Nordheide gut in Szene setzen. In der Einzelwertung überzeugte Michael Witt. Mit nur sechs Sekunden Rückstand auf den Sieger, Klaus-Peter Nabein (LAC Quelle Fürth), lief er als Dritter ins Ziel. Gemeinsam mit Hempel und Helmboldt wurde er in der Mannschaftswertung Vizemeister. Markus Pingpank (LC Hannover) belegte in der Einzelwertung Platz fünf. Insgesamt erreichten 166 Läufer das Ziel.
Am zweiten Tag konnten noch einige Erfolge im Seniorenbereich verzeichnet werden. Den Mannschaftstitel im Wettbewerb der Senioren der Altersklassen M 50 und älter über 8.000 Meter errang das Trio von ESV Eintracht Hameln mit Manfred Hoppe, Joachim Strube und Manfred Bublitz mit guten 20 Punkten.. In der Altersklasse M 50 belegten Hoppe und Strube die Plätze vier und fünf. Vor ihnen lagen noch zwei andere Niedersachsen: Josef Kurz (LG Bad Sachsa/Lerbach) als Zweiter und Horst Frense (Heidmühler FC) als Dritter. In der Altersklasse M 60 gewann Herbert Becker (LG Hansa Stuhr) auf dieser Strecke den Titel. In der Altersklasse W 50 war Christine Fuchs (LG Hans Stuhr) über 4.000 Meter als Erste im Ziel.
Die Austragungsstätte lag nur wenige Kilometer von der früheren deutsch-deutschen Grenze entfernt. Es war mit einer größeren Resonanz aus den neuen Landesverbänden gerechnet worden. Der bekannte Leichtahtletikjournalist, Wilfried Raatz, schrieb nach den Titelkämpfen in Bad Harzburg in der Fachzeitschrift „Leichtathletik“ u.a.: „Hier zeigte sich die in der DDR praktizierte Leistungssportorientierung, der breitensportliche Aspekt wird sich erst noch entwickeln müssen“.
Berauschend war das Abschneiden der niedersächsischen Läuferinnen und Läufer nicht: Bei den Männern und Frauen, aber auch in den Jugendklassen bestand noch Potenzial nach oben. Bei der Heimmeisterschaft hatte man eigentlich mehr erwartet. Recht gut schnitten dagegen die Seniorinnen und Senioren ab.
Wilfried Raatz bemängelte in seinem Bericht in „Leichtathletik“ den geringen Zuschauerzuspruch. Er schrieb: „Einmal mehr blieben Zuschauer Mangelware, es bleibt dabei, angesichts der geringen Attraktivität guter Veranstaltungen bleibt im Gegensatz zu unseren westlichen Nachbarn der Querfeldeinlauf hierzulande weiterhin Stiefkind“. Daran hat sich bis heute kaum etwas geändert.