Gerhard Weidner verstorben
  30.09.2021


62 Länderkämpfe und drei Olympiateilnahmen für den Geher

mas / um – Ein großes Sportlerherz hat aufgehört zu schlagen, so stand es in der Anzeige zum Tode von Gerhard Weidner in der Zeitung.  Der frühere Weltklassegeher Gerhard Weidner aus Salzgitter ist am 25. September im Alter von 88 Jahren gestorben. Die Leichtathletik trauert um einen großartigen Sportler und warmherzigen Menschen, der in den 1960ern und 70ern seine größten Erfolge feierte und darüber hinaus auch als Seniorensportler das Gesicht des Geher-Sportes in Deutschland bereichert hat. 

Der bescheidene ehemalige Spitzen-Leichtathlet aus der Salzstadt Gerhard Weidner, ein „Spätstarter“ hat unglaublich viel fürs sportliche Image Niedersachsens und seiner Heimatstadt getan. Nicht nur die Älteren werden sich erinnern, der Geher vom TSV Salzgitter hat an drei olympischen Spielen teilgenommen. Eigentlich hatte er sich dem Handballsport in seinem Stammverein TSV verschrieben. 1962 entdeckte der damals 29jährige Weidner jedoch erneut sein Herz für die Leichtathletik, er war als Jugendlicher zuvor schon einmal Deutscher Waldlaufmeister geworden. Den Wunsch eines jeden Aktiven, einmal Deutscher Meister zu werden, erfüllte er sich in der Männerklasse erstmalig 1966 (bereits im Senioren-alter) mit dem Titel im Gehen über 50 km. Im gleichen Jahr kam die erste große internationale Berufung zur Europameisterschaft nach Budapest.  Bei seiner ersten Olympiateilnahme, den Spielen in Mexico City 1968 war er schon stolzen 35, dann folgte Olympia 1972 in München mit seinem wohl größten Erfolg, dem sechsten Platz über 50km und auch bei den Spielen 1976 in Montreal vertrat der leidenschaftlich Sportsmann Schwarz-Rot-Gold. Der schnellste „Fußgänger“ seiner Heimat- Stadt ist im Jahre 1973 in Hamburg über 50.000m mit 4:00:27 Stunden auf der 400m Rundbahn sogar einen Weltrekord gegangen. Er hat 29 Deutsche Meisterschaften errungen, der Rudolf Harbig Preis und das silberne Lorbeerblatt sind nur einige weitere Auszeichnungen und Erfolge eines großen Sportlers und Olympioniken. Und auch nach der großartigen Karriere mit 62 Länderkämpfen im A-Kader des DLV beendete er als 47jähriger seine große Karriere, brannte aber weiterhin für seine Leidenschaft das Gehen und die Leichtathletik im Allgemeinen. Ob als Athlet bei den Senioren oder fachkundiger Berater und Kenner am Rand der   Laufbahn, er war immer ein gern gesehener Gesprächspartner.

Und selbst nach seinem Abschied von der großen Bühne des Sports sammelte er noch viele Titel und verbesserte Rekorde im Seniorenbereich. Nicht zu vergessen eine Reihe von Europa- und Weltrekorden im Seniorenbereich. 1999 in Gateshead hatte er, in der AK M65, wohl einen seiner schönsten Erfolge zu verzeichnen. Er gewann die Goldmedaille im 5.000 m-Bahngehen und stellte mit 25:05,02 min. einen neuen Weltrekord auf, der bis heute Bestand hat. Zudem kommen noch 2 Rekorde im 10 km-Straßengehen in der M65 und M70, sowie 4 Rekorde über die 20 km-Distanz in den AK von M50 - M65 hinzu. Bei den letzten Großereignissen in San Sebastian/WM und Poznan/EM trugen die dabei errungenen Medaillen alle drei Farbpaletten, Gold, Silber und Bronze.
Bei seiner Leidenschaft zur Leichtathletik stand er mit über 80 Lenzen so manches Mal am Rande der Laufbahn in seinem Stadion am See und war auch regelmäßig als Freund und Zuschauer bei den Kreis-Crossmeisterschaften am See zu finden. Einer seiner letzten Wettkämpfe in der Heimatstadt war der Sponsorenlauf 2011 am See, bei dem er die knapp 5,5km als Läufer mit stolzen 78 Jahren noch in ausgezeichneten 27:50 zurücklegte. Und ich erinnere mich noch an den Crosslauf 2014. Hier stand er wohl ein letztes Mal am Rande der Wettkampfstrecke als Zuschauer und freute sich mit den um Meisterschaften ringenden Athleten.

Wir vermissen einen warmherzigen Menschen und großen Sportler.

Manfred Spittler mit Auszügen aus der Biographie von Bernd Rehpennig


Gerhard Weidner 2011 (Foto: M. Spittler)