Fünf Niedersachsen erleben olympisches Flair hautnah
  07.08.2021


Neele Eckhardt-Noack, Ruth Spelmeyer-Preuß, Imke Onnen, Lea Meyer und Deniz Almas gingen in Tokio an den Start.

jg – Mit einem Jahr Verspätung konnten vom 23. Juli bis 08. August 2021 dann doch noch die 32. Olympischen Sommerspiele in Japans Hauptstadt Tokio ausgetragen werden. Die Leichtathleten befanden sich im Vorfeld der Spiele zur Akklimatisierung von Zeitverschiebung und heißen Temperatur im „Pre-Camp“ im japanischen Miyazaki, von wo aus die Athletinnen und Athleten nach und nach ins Olympische Dorf in die Hauptstadt reisten.

Gleich fünf Niedersachsen erfüllten sich den Traum einer Teilnahme an Olympischen Spielen. Einzig und allein Ruth Sophia Spelmeyer-Preuß (VfL Oldenburg) war bereits 2016 in Rio an den Start gegangen, wo sie ihre persönliche Bestzeit über die Stadionrunde aufstellte. Für Lea Meyer (VfL Löningen), Imke Onnen (Hannover 96), Neele Eckhardt-Noack (LG Göttingen) und Deniz Almas (VfL Wolfsburg) war es in Japan ihre olympische Premiere. Freud und Leid sollten am Ende der Spiele für die fünf Niedersachsen eng beieinander liegen.

Während die Olympiade am 23. Juli feierlich eröffnet wurde, befanden sich alle deutschen Leichtathleten noch in Miyazaki, da die Leichtathletik-Wettbewerbe erst eine Woche später am 30. Juli starteten. Am ersten Wettkampftag der Leichtathleten kämpften dann direkt zwei Niedersachsen um den jeweiligen Einzug ins Finale.

Dreispringerin Neele Eckhardt-Noack verpasste unglücklich und denkbar knapp das olympische Dreisprung-Finale. Die Göttingerin konnte sich Versuch für Versuch steigern und sprang im letzten dritten Versuch auf 14,20 Meter. Am Ende fehlten der Deutschen Meisterin von Braunschweig lediglich zwei Zentimeter zum Finaleinzug. Doppelt bitter, weil sie bei ihrem letzten Versuch 18 Zentimeter am Brett verschenkte. Im späteren Dreisprung Finale sprang die Venezolanerin Yulimar Rojas mit 15,67 Metern neuen Weltrekord.

Ruth Sophia Spelmeyer-Preuß war in Tokio sowohl für die 400 Meter Mixed-Staffel als auch die 400 Meter Staffel der Frauen gesetzt. Den Anfang machte die Mixed-Staffel, erstmalig im Programm bei Olympischen Spielen. Mit ihren Nationalmannschaftskollegen Corinna Schwaab, Manuel Sanders und Marvin Schlegel lief Spelmeyer-Preuß in 3:12,94 Minuten Deutschen Rekord in der noch jungen Geschichte des Staffelformates. Über die Zeit qualifizierte sich das deutsche Quartett für das Finale, in welchem die Niedersächsin aufgrund von Oberschenkelproblemen beim Aufwärmen leider nicht an den Start gehen konnte. Die 4x400 Meter Mixed-Staffel wurde im Endlauf wegen eines Wechselfehlers disqualifiziert.

Unter den extrem heißen Temperaturen und der hohen Luftfeuchtigkeit in Tokio litten vor allem die Teilnehmer an den Laufwettbewerben. Nichtsdestotrotz zeigte Lea Meyer bei ihrer Olympia Premiere über 3.000 Meter Hindernis ein couragiertes Rennen und blieb in 9:33,00 Minuten nur knapp unter ihrer Bestzeit. Mit erst 23 Jahren gehörte die Löningerin zu den jüngeren Läuferinnen im Feld. Meyer kostete es im Vorhinein viel mentale Arbeit, sich nicht von den großen Namen, die mit ihr an der Startlinie standen, erschlagen zu lassen. „Vor Ort konnte ich es aber richtig genießen“, erzählt sie beim Empfang im Löninger Rathaus nach ihrer Rückkehr am 06. August. Auch im deutschen Haus im olympischen Dorf konnte sie einige Athleten treffen. Die Athleten, die im Haus waren, haben dann die Medaillengewinner bei ihrer Rückkehr begrüßt, „da ist man dann doch Fan“, sagt sie.

Gemeinsam mit den Sprintern um Deniz Almas reiste Imke Onnen als letzte übrig gebliebene Gruppe von Miyazaki ins Olympische Dorf nach Tokio. In der Hochsprung Qualifikation meisterte die Deutsche Meisterin von Braunschweig die Anfangshöhe von 1,82 Meter souverän, bevor sie jedoch direkt Probleme mit den nächsten Höhen bekommen sollte. Nachdem die Hannoveranerin 1,86 Meter im zweiten Versuch übersprang, war ihr Wettkampf nach drei Fehlversuchen über 1,90 Meter bereits frühzeitig beendet. Für den Finaleinzug wären 1,95 Meter erforderlich gewesen.

Nur wenige Stunden später ging der Wolfsburger Deniz Almas an den Start, welcher den Niedersachsen und Vereinskollegen Niels Torben Giese, der verletzungsbedingt absagen musste, im deutschen 4x100 Meter Quartett ersetzte. Für Almas war es der versöhnende Höhepunkt einer bisher durchwachsenen Saison aufgrund von anhaltenden Fußproblemen. Auf Position 3 laufend erreichte das deutsche Sprint-Quartett um Julian Reus, Joshua Hartmann und Lucas Ansah-Peprah in 38,06 Sekunden das Ziel. Sie verfehlten damit nur um wenige Hundertstelsekunden den Deutschen Rekord, belohnten sich aber mit dem Einzug ins Olympische Finale. Im Vorlauf ließen die Deutschen sogar sensationell die favorisierten US-Amerikaner hinter sich. Mit 38,12 Sekunden und Platz 6 im anschließenden Finale konnte das Quartett um Deniz Almas sichtlich zufrieden sein. „Es stimmt einen super optimistisch, weil es nicht die Frage ist, ob wir deutschen Rekord laufen – sondern wann“, zeigte sich Almas nach dem Finallauf optimistisch. Das Staffelfinale gewannen am Ende sensationell die Italiener.

Auch die Frauen Staffel über die Stadionrunde lief in 3:24,77 Minuten eine gute Zeit, die schnellste einer deutschen 4x400 Meter Staffel seit 2010. Dabei ließ Schlussläuferin Ruth Sophia Spelmeyer-Preuß auf der Zielgeraden leider noch ein paar Körner liegen und wurde noch von einigen Staffel auf den letzten Metern noch überholt. Am Ende fehlte etwas mehr als eine halbe Sekunde zum Einzug ins Finale und es blieb der zehnte Platz im Endresultat.

„Wir freuen uns sehr, dass 5 Athletinnen und Athleten des NLV in Tokyo ein Teil der olympischen Spiele waren. Grundsätzlich sind wir froh, dass die olympischen Spiele stattgefunden haben. Es konnten viele wertvolle Erfahrungen beim wichtigsten Wettkampf der Leichtathleten gesammelt werden. An der einen oder anderen Stelle hat leider etwas Glück gefehlt, aber trotzdem wurden starke Leistungen erzielt. Unsere Olympioniken können sehr stolz sein, denn die lange Vorbereitung mit vielen Unsicherheiten war eine große Herausforderung. Wer diesen langen Weg erfolgreich gegangen ist und an den olympischen Spielen teilnimmt, ist ein großer Sportler bzw. eine große Sportlerin“, bilanziert Julien Karn, Vizepräsident Leistungssport im NLV, das Abschneiden der niedersächsischen Athleten in Tokio.

 

Fotos: Chai von der Laage, NLV & TV-Screenshots