DM 2024: 8 Medaillen für Niedersachsen
  01.07.2024 •     NLV News , Verband , Leistungssport


Deutsche Meisterschaften in Braunschweig: Die niedersächsischen Top-Athleten sorgen trotz Dauerregen für Sonnenschein-Momente

mf. Überraschungen, Jubelschreie, Enttäuschungen und Teamgeist. Die Deutschen Meisterschaften, die in diesem Jahr zum wiederholten Male im Braunschweiger Eintracht-Stadion stattfanden, hatten alles zu bieten. Es war ein stimmungsvolles Wettkampfwochenende – die Zuschauerränge waren prall gefüllt, der City-Lauf am Freitagabend entpuppte sich als ein perfekter Auftakt für die größte Leichtathletik-Veranstaltung des Jahres und mit dem neuen Deutschen Rekord, den Owen Ansah am Samstagabend über die 100m aufstellte, gehen diese Meisterschaften ohnehin in die Geschichtsbücher ein.

Gold für Wittmann und Onnen

Auch aus niedersächsischer Sicht stimmten die sportlichen Leistungen. Insgesamt acht Medaillen konnte das NLV-Team auf sein Konto verbuchen. Im Sprungbereich feierten die Lokalmatadoren zwei Deutsche Meistertitel: Gold Nummer eins gab es am Samstagabend für Kira Wittmann – die Dreispringerin von Hannover 96 sicherte sich mit 13,47m im dritten Versuch ihren ersten Freilufttitel und versetzte mit ihren Jubelhüpfern die gesamte Gegengerade in Euphorie. „Dass ich hier in Braunschweig vor Familie und Freunden springen und gewinnen durfte, hat den heutigen Tag perfekt gemacht!“, freute sich die 23-Jährige später in der Mixed Zone. Veredelt wurde der Dreisprungwettbewerb durch die Bronzemedaille, die Wittmanns Trainingskollegin Anna Gräfin Keyserlingk gewinnen konnte. Trotz Krankheitspech in der finalen Vorbereitung auf die DM gelang ihr im zweiten Versuch ein Satz auf 13,26m – Saisonbestleistung. Am kommenden Wochenende möchte die Athletin von der LG Göttingen dann noch einmal bei der U23-Meisterschaft in Mönchengladbach angreifen; Da hofft sie auf noch weitere Sprünge.

Über Gold Nummer zwei freute sich Imke Onnen: Wenngleich die Latte bei 1,92m leider nicht mehr liegen blieb, zeigte sich die Hannoveranerin im Hinblick auf den weiteren Verlauf der Saison optimistisch: „ Ich freue mich sehr, dass ich die 1,88m gesprungen bin. Den Startplatz für Paris habe ich jetzt relativ sicher“. Onnen hatte noch Glück: Bei ihrem Hochsprungwettbewerb am Sonntagmorgen blieb die Veranstaltung vom Regen verschont. Umso stärker wurde der Dauerregen dann ab dem späten Mittag.

Überraschungs-Silber für Finke

Nachwuchssprinter Thorben Finke ließ sich vom schlechten Wetter überhaupt nicht ablenken. Nachdem die niedersächsischen 200m-Sprinter zuvor bereits die Halbfinals dominiert hatten, versprach die finale Entscheidung spannend zu werden: Das Endergebnis war dann eine riesengroße Überraschung. Bei seiner ersten Aktiven-Meisterschaft stürmte der 19-jährige Finke nach 21,32sek über die Ziellinie – Silber! „Ich weiß gerade gar nicht, was ich sagen soll. Ein Kindheitstraum, der in Erfüllung geht“, erzählte der Athlet vom SV Sigiltra Sögel, nachdem seine Trainingsgruppe aus Hannover ihn als erste Gratulantin empfangen hatte. Platz vier in diesem denkwürdigen Finale ging an Max Husemann von Eintracht Hildesheim. Wenngleich das U20-Talent nach der Finalabsage vom Halbfinalschnellsten Deniz Almas mit Rang drei geliebäugelt hatte, zeigte sich der zweite Newcomer im Bunde überaus zufrieden.

Die Silbermedaille um den Hals hängen lassen durfte sich auch Fabian Dammermann von der LG Osnabrück: Das erste Mal nach sechs Jahren reichte es im 400m-Finale der Männer für eine nationale Medaille. Die Uhren stoppten für ihn nach 46,34sek. Jetzt gilt es: Daumen drücken, dass der Bundestrainer ihn für die 4x400m-Staffel für die Olympischen Spiele nominiert. Sein Vereinskamerad Florian Kroll kam im selben Rennen als Sechster ins Ziel. Für ihn geht es am kommenden Wochenende in Mönchengladbach um die Medaillenränge.

Keine Titelverteidigung für Luis Oberbeck

Luis Oberbeck gelang es nach einer schwierigen Vorbereitung leider nicht, seinen Meistertitel aus dem vergangenen Jahr zu verteidigen. Der Göttinger musste Robert Farken ziehen lassen und wurde nach seinem Erfolg in Kassel nun in 1:49,88min Deutscher Vizemeister. Auf den letzten 100m konnte der Student noch einige Positionen gutmachen. Teamkollege Emil Meggle benötigte für die zwei Stadionrunden 1:51,24min und belegte Rang sechs. „Ich hätte gerne mehr gezeigt“, zeigte sich der gebürtige Münchener ein wenig enttäuscht.

Zusätzlich gingen zwei Bronzemedaillen an Niedersachsen: Yasmin Amaadacho vom Garbsener SC begeisterte über die 400m Hürden. Bereits im Halbfinale gelang ihr mit einer Zeit von 57,90sek eine neue persönliche Bestleistung – nach 58,47sek und Rang drei im Finale kam die Studentin aus Genf dann aus dem Strahlen gar nicht mehr heraus. Über die 5000m, die auf den Freitagabend ausgelagert wurden, war Svenja Pingpank von Hannover Athletics lange Zeit Teil des Spitzen-Trios. Gegen Ende des Rennens musste sie zwar abreißen lassen, kam aber nach 16:05,03min als Dritte ins Ziel.

Für den VfL Wolfsburg wurden gleich drei vierte Plätze in der Ergebnisliste notiert. Während Luna Bulmahn im 400m-Finale mit einer Saisonbestleistung von 52,77sek nur sieben Hundertstel an einer Podestplatzierung vorbeischrammte, steigerte Nele Jaworski – wie Bulmahn EM-Teilnehmerin – ihre persönliche Bestzeit über 200m auf 23,63sek. Die Uhren für Deniz Almas stoppten im Rekord-Finale über 100m nach 10,28sek.

Top-Sechs-Platzierungen im Hammerwurf

Ebenfalls Vierter wurde Torben Schaper im Hammerwurf. Weil er mit der drittbesten Weite angereist war, war ihm die Enttäuschung nach dem Wettkampf jedoch deutlich ins Gesicht geschrieben. Mit einer Weite von 65,30m blieb der Hammerwerfer vom VfL Eintracht Hannover bei schwierigen Wetterbedingungen knapp sieben Meter unter seiner zuletzt aufgestellten Bestmarke. Im Hammerwurf der Frauen landete Lara Hundertmark (Einbecker SV) mit einer Weite von 59,64m auf einem starken sechsten Platz.

Unter die Top Sechs sprang sich auch Alexander Bai: Mit übersprungenen 2,00m reihte sich der Athlet vom MTV Hanstedt im Hochsprungfinale der Männer an fünfter Position ein. Richtig happy konnte auch Pernilla Kramer vom VfL Wolfsburg mit ihrem Meisterschaftswochenende sein: Mit persönlicher Bestleistung von 52,94sek gab es bereits im Halbfinale am Samstag allen Grund zur Freude – Platz fünf im Finale waren dann die erneute Bestätigung einer überaus erfolgreichen Saison.

Schnelle Staffeln und eine weitere Premiere bei den Aktiven

Die Sache mit der Staffelübergabe klappte bei den niedersächsischen Staffeln überaus souverän: Jule Wachtendorf, Johanna Paul, Mayleen Bartz und Michelle Aulbert brachten die 4x100m-Staffel von Hannover 96 nach 45,92sek an Position fünf ins Ziel. Genauso wie die U20-Langstreckenläufer aus Osnabrück – für die 3x1000m benötigten die LG-Athleten Matthias Apel, Henning Jeschke und Mika Pikutzki 8:05,30min. Über eine richtig schnelle Zeit – 40,89sek – freute sich das Sprinter-Quartett aus Hildesheim. Niklas Jan Kaluza, Max Husemann, Kai Erik Englmann und Moritz Woithe belegten Rang acht.
Unter die besten Acht konnte sich auch Carolin Hinrichs kämpfen: Die Hindernisläuferin vom VfL Löningen behauptete sich beim Sieg von Olivia Gürth tapfer im Mittelfeld und ließ eine Endzeit von 10:12,77min vermerken. „Das waren meine ersten Meisterschaften bei den Aktiven. Ich wusste, dass ich mich dieses Mal in der Verfolgergruppe durchbeißen muss – das hat mich vorher schon etwas nervös gemacht“, zeigte sie sich später sichtlich erleichtert.