Jean Paul Bredau und Amanal Petros wechseln nach Niedersachsen
  02.12.2024 •     NLV News , Verband , Leistungssport


Jdv/mf. Der Niedersächsische Leichtathletik-Verband heißt Bredau, Petros und auch Lea Meyer herzlich in Niedersachsen willkommen und verabschiedet sich gleichzeitig von der Deutschen Hochsprung-Meisterin Imke Onnen und Sprinter Deniz Almas. Lesen Sie hier mehr über die Ab- und Neuzugänge.

Jean Paul Bredau: Der Deutsche Meister über 400 Meter kommt nach Niedersachsen

Der 25-jährige Langsprinter wagt einen Neuanfang und wird ab dem kommenden Jahr für den VfL Wolfsburg an den Start gehen. Er folgt damit seiner Freundin Luna Bulmahn, die ihren Vertrag im gleichen Zuge bei den Wölfen bis 2027 verlängert hat.

Gemeinsam mit seiner Freundin Luna Bulmahn, die ebenfalls für den VfL Wolfsburg startet und gebürtig aus Niedersachsen kommt, entschied sich Jean Paul Bredau am Ende der diesjährigen Saison, seine Berliner Trainingsgruppe zu verlassen und nach Niedersachsen zu ziehen, wo Bulmahn bis vor ihrem Umzug nach Potsdam beheimatet war. „Luna hat geschwärmt, welch ein großartiger Unterstützer der Verein nicht nur auf, sondern auch außerhalb der Laufbahn ist“, erklärt Bredau. Ein weiterer Grund für den Wechsel: „Da wir außerdem einen gemeinsamen Verein in Niedersachsen finden wollten, war Wolfsburg der logische Schlusspunkt.“

Trainieren wird das Duo nun unter der Leitung des neuen leitenden Landestrainers Marco Antoni am Landesstützpunkt in Hannover. Für Bulmahn kein unbekannter Ort: Bis vor einem Jahr trainierte sie dort beim ehemaligen Bundestrainer Edgar Eisenkolb. „Seit ich 15 Jahre alt bin, trainiere ich in Hannover, kenne alle Trainer, Mitarbeiter und fühle mich wirklich sehr zu Hause. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich wieder zurück bin und Paul mitgenommen habe und er dieses familiäre Verhältnis, das es in Hannover gibt, auch kennenlernt.“, so Bulmahn. Die Wechsel-Entscheidung sei eine gemeinsame gewesen, „dass wir da auch als Team fungieren und auch als Team in die Zukunft blicken“, erklärt die Sprinterin weiter.

Wenn es um die sportliche Zukunft des 400 Meter-Paars geht, dann aber noch nicht um die Hallensaison 2025. Diese überspringen die beiden, der Fokus lege auf dem Sommer 2025. Auch die Nationalmannschaft sei weiter das Ziel von beiden: „Trotz der Umstände wollen wir nächstes Jahr international starten. Ich glaube, das sieht der DLV so und das sehen wir so. Und dementsprechend haben wir die Weltmeisterschaften in Tokio im Visier“, betont Neuzugang Bredau. „Ob es ein Einzelstart oder die Staffel wird, das sehen wir natürlich dann.“ 

Für den VfL Wolfsburg ergeben sich durch den Wechselcoup ganz neue Möglichkeiten. Gemeinsam mit dem zuletzt verletzten Senkrechtstarter und Niedersachsens Jugendleichtathlet des Jahres 2023 Louis Quarata sowie 400m-Überraschung Pernilla Kramer hat der Verein zum Beispiel beste Aussichten auf den DM-Titel in der Mixed-Staffel. „Wir haben uns vorgenommen, zusammen deutsche Meisterschaftstitel zum VfL Wolfsburg zu holen, zusammen im grünen Trikot auf der Laufbahn zu stehen und den VfL zu repräsentieren“, so Bulmahn.

Bei den Europameisterschaften in Rom feierte der zweifache Olympionike Bredau in diesem Jahr seinen bisher größten Erfolg: Mit der 4*400 Meter-Staffel belegte er im Finale den dritten Platz. Seine Bestzeit lief er beim ISTAF Berlin 2023 mit 44,96 Sekunden - die schnellste 400-Meter-Zeit eines Deutschen seit 18 Jahren. Auch über die 4*400 Meter trägt er einen großen Anteil daran, dass die deutsche Staffel 2023 in 3:00,67 Minuten die schnellste Zeit seit 25 Jahren hervorbrachte. Die zwei Meistertitel in der Halle und im Freien in diesem Jahr geraten da fast schon in Vergessenheit. Dabei hatte er in der Halle sogar den 43 Jahre alten Meisterschaftsrekord von Hartmut Weber in 45,95 Sekunden unterboten.

Amanal Petros: Einer der schnellsten Marathonläufer Deutschlands wechselt zu Hannover 96

Erst in diesem Jahr holte er sich in der Landeshauptstadt den Deutschen Meistertitel im Marathon. Nun wird der deutsche Halbmarathonrekordhalter ab der kommenden Saison auch die Vereinsfarben von Hannover 96 an sich tragen und seinen bisherigen Verein, den SCC Berlin, zum Jahresende verlassen.

Seinen größten Erfolg feierte Petros gerade erst bei der Europameisterschaft in Rom, wo er in einem aufregenden Finish Bronze im Halbmarathon gewann. Petros gehört seit der Leistungssportreform 2017 zum Perspektivkader (PK) des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV).

Amanal Petros stammt aus der Region Tigray und wurde in der eritreischen Hafenstadt Assab geboren. Als er zwei Jahre alt war, flüchtete seine Mutter mit ihm aufgrund des Eritreisch-Äthiopischen Krieges nach Äthiopien. Im Alter von 16 Jahren flog er nach Deutschland und wurde Anfang 2012 als Asylbewerber in Bielefeld untergebracht. In Äthiopien spielte er gerne Fußball, und bei Schulwettkämpfen gewann er regelmäßig beim Laufen. In Bielefeld vermittelten seine Betreuer ihn zunächst an einen Fußballklub, dann aber wegen seines Lauftalents an einen Leichtathletikverein. Seit Juni 2012 war Petros beim TSVE Bielefeld, wo er gleich Ende des Monats bei seinem ersten Wettkampf über 10 km in 32:15 min und weiteren Volksläufen siegte sowie bei den Vereinsmeisterschaften einen neuen Streckenrekord aufstellte.

Bereits 2013 nahm Petros erstmals an Deutschen Jugendmeisterschaften teil und wurde sogleich Vizemeister über 5000 Meter der U20. Ohne deutsche Staatsbürgerschaft konnte Petros international nicht für den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) starten, die Teilnahme an nationalen Titelkämpfen war (damals) nach DLV-Regelung hingegen auch ohne deutsche Staatsbürgerschaft möglich. Drei Monate nach seiner Einbürgerung holte Petros 2015 bei seinem ersten internationalen Start für Deutschland, der Cross-EM, in der U23-Klasse direkt Bronze. Das war der Start für den damals noch 20-jährigen Petros zu Deutschlands derzeit bestem Langstreckenläufer.

Über die Jahre sammelte er einen DM-Titel nach dem anderen. 2020 gelang dem Bundeswehrsoldat beim Valencia-Marathon mit 2:07:18 h erstmals ein neuer deutscher Landesrekord über die Marathondistanz. Dabei unterbot er den von Arne Gabius 2015 aufgestellten Rekord um über eine Minute. An gleicher Stelle folgten im Jahr darauf der Deutsche Rekord im Halbmarathon (1:00:09h) und die Verbesserung seines Marathonrekordes auf 2:06:27h. Der Halbmarathonrekord hält bis heute, den Marathonrekord unterbot zuletzt sein DLV-Kollege Samuel Fitwi.

Für Petros geht es nun also nach Hannover: Hier fühlt er sich nicht nur wohl und sieht die besten Bedingungen für seinen Sport und seine Zukunft, sondern hier wird er von nun an das neu auf die Beine gestellte Laufteam Niedersachsen anführen. Die Initiative von eichels und dem NLV sieht vor, Läufer*innen aus dem Bundesland zu vernetzen und für gemeinsame Trainingslager und Sportevents nach Hannover zu holen.

Ein Stückchen Heimat in der Ferne: Lea Meyer zurück beim VfL Löningen

(Silke Bernhart, DLV) Die Olympia-Zehnte über 3.000 Meter Hindernis Lea Meyer hat sich nach Stationen in Köln und Leverkusen wieder ihrem Heimatverein VfL Löningen angeschlossen. Ihr Lebensmittelpunkt aber bleibt in den USA: In Boston hat sie zuletzt schmerz- und beschwerdefrei das Training für die kommende Saison wieder aufgenommen.

„Mein Lebensmittelpunkt ist jetzt woanders, aber mein Herz schlägt noch immer für Löningen“, erklärt Lea Meyer, die beim VfL unter ihrem langjährigen Trainer Armin Beyer schon in jungen Jahren den Anschluss an die nationale Spitze gefunden hatte. Armin Beyer war es auch, der alles in Bewegung setzte, um der Olympia-Zehnten ein lohnenswertes Angebot zu unterbreiten und sie wieder zu ihrem alten Verein im Westen Niedersachsens zurückzuholen. Auch, weil dort zum Beispiel mit den 17-jährigen Lera Miller und Paula Terhorst die nächsten Talente heranwachsen, denen Lea Meyer ein Vorbild sein kann.

Allzu oft hat Lea Meyer allerdings nicht die Gelegenheit, in ihrer alten Heimat vorbeizuschauen: Wenn sie in Deutschland ist, dann zumeist in Köln bei ihrem Freund Joshua Hartmann – Deutscher Rekordhalter über 200 Meter. Zuletzt hat aber wieder die Zeit begonnen, in der die Vize-Europameisterin von 2022 in der Ferne für ihre eigenen sportlichen Ziele schuftet: In der internationalen Trainingsgruppe ihres Ausrüsters in Boston, unter der Anleitung des US-Amerikaners Marc Coogan. Acht Wochen Aufbautraining liegen bereits wieder hinter Lea Meyer. „Es ist eine Umstellung und viel anstrengender, als ich es in Erinnerung hatte – da muss ich erstmal wieder reinkommen“, lacht sie. „Aber es hält alles, und nichts tut weh!“
Gute Nachrichten, die schon jetzt ein ganz anderes Bild zeichnen als noch im vergangenen Herbst, als die Hindernisläuferin in einer langwierigen Verletzungsphase steckte. Und auch mental geht es ihr wieder besser, nach zwei schwierigen Jahren, in die auch der Tod ihres Kölner Trainers Henning von Papen fiel. „Ich glaube, ich habe die vier Wochen Auszeit nach der Saison auch gebraucht, um mental endgültig die letzten Jahre ruhen zu lassen“, blickt Lea Meyer zurück.

So stehen die Zeichen für ein weiteres erfolgreiches Jahr für Lea Meyer derzeit eindeutig auf „Grün“. Im Januar wird ihre Trainingsgruppe zum Trainingslager nach Flagstaff, Arizona (USA) aufbrechen. „Wir sind dort, wenn Schnee liegt“, lacht Lea Meyer. „Wenn wir Pech haben, können wir vier Wochen nur ruhig laufend trainieren und auf der Bahn keine intensiven Einheiten in der Höhe machen.“ Eine Tatsache, die sie ebenso wenig aus der Ruhe bringt wie ihren Trainer Marc Coogan, den sie als „tiefenentspannt“ bezeichnet. Und so wird sich auch die Wettkampf-Planung für 2025 erst nach und nach gestalten.

Ein Termin ist jedoch bereits gesetzt: Der New Balance Indoor Grand Prix in Boston, bei dem die 27-Jährige am 4. Februar quasi ein Heimspiel hat. Dort wird sie vermutlich über 3.000 Meter an den Start gehen. Und auch die Fans in Deutschland dürfen sich auf ein Wiedersehen mit Lea Meyer im Trikot des VfL Löningen freuen, denn sie hat einen Start bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Dortmund (21. bis 23. Februar) ins Auge gefasst – dort vielleicht nach Platz drei 2023 über 3.000 Meter auf der 1.500-Meter-Strecke. „Das wäre dann mein Abschluss der Mini-Hallensaison“, blickt sie voraus.

Abgänge

Jdv. Wo Neuzugänge kommen, müssen andere gehen. Deniz Almas ging vier Jahre für den VfL Wolfsburg an den Start, wurde 2020 sensationell deutscher Meister über 100 m, holte sich im Corona-Jahr zudem die deutsche Bestzeit. Nun wechselt der 27-jährige zum LAC Dortmund. Es sei keine Entscheidung gegen Almas, doch mit Bredau und Bulmahn ist das VfL-Budget für externe Topsportler allerdings aufgebraucht, erklärt VfL Vorständin Bachmeier. Zumal der Verein auch seine eigenen Top-Nachwuchsleute wie Durchstarterin Nele Jaworski, Tobias Morawietz oder Quarata weiter fördern wolle.

Neben Almas sind noch weitere Abgänge einiger Leistungsträger aus Niedersachsen zu verzeichnen. Demnach wird unsere Deutsche Meisterin im Hochsprung, Imke Onnen (Hannover 96), den NLV zur nächsten Saison verlassen und zu Cologne Athletics wechseln. Nach 15 erfolgreichen Jahren Leistungssport im NLV, in denen sie zahlreiche DM-Medaillen und Teilnahmen an internationalen Meisterschaften feiern konnte, wird nun ein neuer Weg eingeschlagen. Nach dem Neuzugang von Tobias Potye (LG Stadtwerke München) laufen damit die beiden Deutschen Meister der Aktiven im Hochsprung im nächsten Jahr für Cologne Athletics auf.

Auch die Deutsche U23-Meisterin über 400m Hürden, Yasmin Amaadacho, folgt dem Franchisesystem von Germany Athletics und wechselt zum 1. Januar vom Garbsener SC zum neu gegründeten Verein Frankfurt Athletics. Im Wurfbereich wird in Zukunft auch der Zweite der U23-DM im Hammerwurf, Torben Schaper (VfL Eintracht Hannover), in Niedersachsen fehlen. Schaper hat für die nächste Saison bei Bayer 04 Leverkusen unterschrieben.

Der Abgang vom Langstreckenlaufpaar Esther (Hannover 96) und Hendrik Pfeiffer (TK zu Hannover) bahnte sich schon seit einer Weile an. Nun steht auch fest wohin: Die Pfeiffers schließen sich wie Onnen und Amaadacho dem Athletics-Team an und vollziehen den Wechsel zu Düsseldorf Athletics. Das zweite niedersächsische Langstreckenlaufpaar Kristina und Sebastian Hendel (LG Braunschweig) wechseln hingegen zum SCC Berlin.

Mit Felix Ebel, Elias Matthäus, Felix Becker (alle Braunschweiger Laufclub), Nele Heymann (TuS Haren), Anne Gebauer (LG Braunschweig) und Dustin Karsch (SC Herringhausen) kehren weitere sechs Hoffnungsträger aus dem Laufbereich dem NLV den Rücken. Während die Braunschweiger Ebel und Matthäus zum LAC Erdgas Chemnitz wechseln, verschlägt es Heymann, Becker und Karsch nach Münster. Gebauer zieht zum Berlin Track Club.