Fünf Medaillen und zahlreiche Bestleistungen bei der Heim-DM in Braunschweig
  08.06.2021


Zweimal Gold, einmal Silber, zweimal Bronze und viele persönliche Bestleistungen haben sich NLV-Athleten in Braunschweig erkämpft.

jg – Die 121. Deutschen Meisterschaften standen wie im Vorjahr an gleicher Stelle unter einem besonderen Stern. Die weiterhin anhaltende Corona-Pandemie hatte erneut Einfluss auf die Durchführung der Deutschen Meisterschaft auf dem Weg nach Tokio. Anders als im Vorjahr durften glücklicherweise maximal 2.000 Zuschauer pro Tag die Athletinnen und Athleten im Braunschwieger Eintracht-Stadion anfeuern. 

Von der Präsenz von Zuschauern im Stadion konnte auch Imke Onnen (Hannover 96) profitieren. In der mit auf Abstand sitzenden Zuschauern gefüllten Nordkurve hörte es sich beim Anklatschen der Hochspringerinnen so an, als wäre alles wieder „normal“. Imke Onnen überquerte bis 1,87 Meter souverän die jeweilige Höhe. Da keine weitere Hochspringerin die 1,87 Meter daraufhin meisterte, wählte Onnen als bereits feststehende Siegerin als nächste Höhe die Bestätigungsnorm für Tokio aus – 1,92 Meter. Obwohl die Hannoveranerin diese dreimal riss, wird der DLV sie als frisch gebackene Deutsche Meisterin für die Olympiade in Tokio gegenüber dem DOSB vorschlagen. DM-Gold und Olympiateilnahme gesichert – wir freuen uns auf Tokio!

In der japanischen Hauptstadt wird im August diesen Jahres ebenfalls Neele-Eckhardt-Noack (LG Göttingen) im Dreisprung an den Start gehen. Mit ihren gesprungenen 14,52 Metern bei der Hallen-EM in Torun ist sie bereits für Olympia qualifiziert. Dementsprechend entspannt mit der Olympianorm in der Tasche konnte Eckhardt-Noack in das Meisterschaftsfinale in Braunschweig gehen. Die Göttingerin landete viermal nach über 14 Metern in der Grube und beendete den Wettkampf mit 14,26 Metern und Gold bei der Heim-DM. In einem hochklassigen Dreisprung-Wettkampf, in dem drei Athletinnen die 14-Meter-Marke übersprungen, zeigte sie sich bestens vorbereitet auf die anstehenden Olympischen Spiele. Kira Wittmann (LG Göttingen) erzielte ihre beste Weite direkt im ersten Versuch. Mit Bestleistung von 13,29 Metern (Platz 6) fehlt ihr lediglich ein einziger Zentimeter zur Norm für die U23-EM im estischen Tallinn Mitte Juli.

Trainingskollegin Merle Homeier (LG Göttingen) sprang bei weniger sommerlichen Temperaturen auf 6,36 Meter und Platz 3. „Eine Medaille war das Ziel - das haben wir erreicht. Natürlich wären noch ein paar Zentimeter mehr drin gewesen, doch das Wetter spielte nicht ganz mit“, freute sich Trainer Reinhardt über die Leistung seines Schützlings. Homeier ist bereits für die U23-EM Mitte Juli im estischen Tallinn qualifiziert.

Für die Überraschung des Wochenendes sorgte Sprinter Niels Torben Giese vom VfL Wolfsburg. Der Trainingskollege von Deniz Almas, der aufgrund einer Fußblessur auf einen Start verzichten musste, konnte bereits in den Vorwochen seine Bestzeit konstant steigern und sich damit gute Chancen auf eine Finalteilnahme zurechnen. Mit der Deutschen 4x100 Meter Staffel erzielte Giese bei der Team-EM eine Woche zuvor wichitge Punkte für den vierten Platz Deutschlands in der Gesamtwertung. In Braunschweig qualifizierte sich Giese für sein erstes Sprint-Finale überhaupt, in dem für die Überraschung aus niedersächsischer Sicht sorgte. Der Wolf kämpfte sich nach mäßigem Start Meter für Meter an die Spitze ran und kam sensationell auf Platz 3 ins Ziel. 10,30 Sekunden bedeuteten gleichzeitig persönliche Bestleistung.

Lea Meyer (VfL Löningen) ist Deutsche Vize-Meisterin! Die Löningerin lief zu Beginn ein mutiges Rennen und bildete schnell ein Spitzenduo mit Gesa Krause, die sie nach 1.000 Metern aber ziehen lassen musste. Meyer brachte den zweiten Platz ungefährdet ins Ziel in einer Zeit von 9:41,02 Minuten und belohnte sich mit Silber. Lisa Vogelgesang (Eintracht Hildesheim) erlief dahinter in 10:04,65 Minuten einen vierten Platz in Saisonbestleistung. Saskia Pingpank (VfL Eintracht Hannover) konnte das Rennen leider verletzungsbedingt nicht beenden. 

Hauchdünn an einer Medaille vorbei lief Ruth Sophia Spelmeyer-Preuß (VfL Oldenburg) über die Stadionrunde. Die Olympiateilnehmerin von Rio 2016 konnte auf den letzten Metern nicht mehr auf das Spitzentrio aufschließen und kam in 52,91 Sekunden als Vierte ins Ziel. Für die 4x400 Meter Staffel in Tokio wird Spelmeyer-Preuß dennoch aller Voraussicht nach gesetzt sein. Luna Thiel (VfL Eintracht Hannover) zeigte ihren bisher besten Lauf in diesem Jahr und wurde in ihrem Halbfinale Fünfte in 53,42 Sekunden. Für den Finaleinzug fehlten leider 34 Hundertstelsekunden. Bei den Männern über 400 Meter war Fabian Dammermann (LG Osnabrück) leider der Pechvogel am Wochenende. Die U23-Europameister mit der 4x400 Meter Staffel von 2019 übertrat im Halbfinale nach 200 Metern die innere Linie und wurde ärgerlicherweise disqualifiziert. 

Über die Stadionrunde waren in Braunschweig ebenfalls Lea Ahrens (VfL Eintracht Hannover) und Marcel Meyer unterwegs – allerdings mit Hürden auf der Bahn. Ahrens konnte im Finale über 400 Meter Hürden ihre Saisonbestzeit aus dem Halbfinale um eine ganze Sekunde verbessern und wurde Siebte in 59,18 Sekunden. Zehnkämpfer Meyer hat mit den Langhürden anscheinend ein zweites Hobby gefunden. Der Deutsche Mehrkampfmeister der U20 von 2020 ärgerte die Spezialisten und wurde in einer beachtlichen Zeit und Bestleistung von 52,21 Sekunden Sechster.

Nachdem Talea Prepens (TV Cloppenburg) über die 100 Meter als Neuntschnellste noch haarscharf am Finale vorbeischrammte, konnte sich die U18-Weltmeisterin über 200 Meter von 2017 in ihrer Paradedisziplin, den 200 Metern, souverän für das Finale qualifizieren. Nach mäßigem Start kämpft sich die Cloppenburgerin aus der Kurve kommend im Finale immer weiter ran und wird schließlich in 23,48 Sekunden Fünfte. Prepens wird aller Voraussicht nach Teil der deutschen 4x100 Meter Staffel bei der U23-EM in Tallinn sein.

Auf der Laufbahn konnte ebenfalls einige Niedersachsen neue Bestzeiten erzielen. Sarah Fleur Schulze (VfL Eintracht Hannover) und Xenia Krebs (VfL Löningen) belohnten sich nach Topleistungen im Halbfinale über 800 Meter mit Platz 6 und 7 im Finale. Schulze überquerte nach 2:07,05 Minuten knapp vor Krebs in 2:07,27 Minuten die Ziellinie. Max Dieterich (LG Braunschweig) belohnte ein kämpferisches Rennen über 1.500 Meter mit dem 11. Platz und einer persönlichen Bestleistung von 3:47,81 Minuten. Kilian Grünhagen (LG Braunschweig) kam dahinter auf Platz 12 (3:48,74 Minuten) ins Ziel. Svenja Pingpank (Hannover Athletics) war die schnellste Niedersächsin über die 5.000 Meter. Nachdem Kristina Hendel (LG Braunschweig) zu Beginn das Feld anführte und das Tempo machte, zog Pingpank kurz vor Ende an ihr vorbei und wurde Achte in 16:10,50 Minuten. Hendel kam dahinter als Neunte in 16:12,00 Minuten ins Ziel. 

Raphael Winkelvoss (Einbecker SV) beendete das Hammerwurf-Finale mit einer Schnappszahl von 59,59 Metern auf Platz 8.

Julien Karn, Vizepräsident Leistungssport beim NLV zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis niedersächsischer Athleten: „Fünf Medaillen sind eine gute Leistung! Es ist sogar eine Medaille mehr als im letzten Jahr in Braunschweig. Zudem haben am Wochenende mit Imke Onnen, Neele Eckhardt-Noack und Ruth Sophia Spelmeyer-Preuß drei Athletinnen des NLV ihr Ticket für die olympischen Spiele gebucht. Der NLV ist mit dem Wochenende sehr zufrieden.“

 

Fotos: Torben Flatemersch