Erika Claus-Fisch verstorben
  15.11.2021 •     Verband


Olympiateilnehmerin 1956 / Weltrekord über 4x100m

hoj – um. Am vergangenen Dienstag verstarb Erika Fisch, verwitwete Claus, im Alter von 87 Jahren. Sie gehörte in den 50er und der ersten Hälfte der 60er Jahre zur Elite der deutschen Flach- und Hürdensprinterinnen. Außerdem war sie eine ausgezeichnete Weitspringerin.

Erika Fisch wurde 1934 in Hannover geboren. Nach der Ausbombung wurde ihre Familie nach Osterode am Harz evakuiert. Dort entdeckte sie Willi Krause, der früher in Berlin ein guter Zehnkämpfer war. Ihn hatte es nach dem Kriege an den Harz verschlagen. Er überstürzte nichts. Er baute seinen Schützling behutsam auf. Dennoch wurde die 1,57 Meter große Athletin bereits in ihrem ersten Frauen-Jahr, 1953, deutsche Vizemeisterin im Weitsprung. Sie lag mit 5,86 Metern nur drei Zentimeter hinter Meisterin Anneliese Seonbuchner (1.FC Nürnberg) zurück. Als 23-Jährige wechselte die gelernte Industriekauffrau 1957 zu Hannover 96 über. Sie nahm in der niedersächsischen Landeshauptstadt ein Lehramtsstudium auf.

Erika Fisch nahm an den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne und an den Europameisterschaften 1954, 1958 und 1962 teil. In Melbourne trat sie verletzt im Weitsprung an und wurde mit 5,89 m dennoch Vierte. Die besten Platzierungen bei Europameisterschaften gelangen ihr 1962, als sie in Belgrad über 80 Meter Hürden die Bronzemedaille und als Startläuferin der 4 x 100 Meter-Staffel die Silbermedaille gewann.

Ein ganz besonderer Erfolg gelang ihr am 30. September 1956 in Dresden, als sie als Startläuferin einer gesamtdeutschen 4 x 100 Meter-Staffel zusammen mit den DDR-Athletinnen Christa Stubnick, Gisela Köhler und Bärbel Mayer in 45,1 Sekunden Weltrekord lief. Eine weitere, allerdings überraschende Glanzleistung gelang ihr eine Woche nach den Europameisterschaften 1958, wo sie als Zwölfte und einer Weite von 5,72 Metern ihre eigenen Erwartungen nicht erfüllen konnte. Am 29. August überraschte sie dann in Köln. Mit 6,21 Metern stellte sie den von Elfriede Brunemann (TK Hannover) seit 1949 gehaltenen deutschen Weitsprungrekord ein.

Erika Fisch war bei Deutschen Meisterschaften in der Halle und im Freien sehr erfolgreich. In Einzel-, Staffel- und Mannschaftswettbewerben holte sie 21 nationale Meistertitel. 19 Mal wurde sie in die Nationalmannschaft berufen. Dabei kam sie zu 33 Einsätzen.

Der Deutsche Leichtathletik-Verband würdigte die Verdienste Erika Fischs, als er ihr 1964 als dritter Frau überhaupt den Rudolf-Harbig-Gedächtnispreis verlieh. Der niedersächsische Ministerpräsident verlieh ihr 1985 die damals neu geschaffene Niedersächsische Sportmedaille.

Seit geraumer Zeit lebte Erika Fisch, mit deren Gesundheit es in den letzten Jahren nicht zum Besten bestellt war, in einem Alten- und Pflegeheim in Hannover. Durch die Benennung des Leichtathletik-Stadions im Sportpark Hannover im Jahre 2009 in Erika-Fisch-Stadion wird ihr Name weiter in Erinnerung bleiben.


Erika Claus-Fisch (Foto: Johr)