DM Vorschau: Nationaler Höhepunkt in Dresden

  30.07.2025    NLV News Leistungssport
Vier Tage Spitzen-Leichtathletik stehen an! Von Donnerstag bis Sonntag treffen die besten Leichtathlet*innen Deutschlands aufeinander und kämpfen um die Deutschen Meistertitel. Wir blicken auf die Niedersächsischen Starter und ihre Chancen bei den Meisterschaften.

Vier Tage lang, insgesamt über 30 Stunden Wettkämpfe und 40 Entscheidungen, längst ausverkauftes Stadion – das gibt es nur in der Leichtathletik und bei den Deutschen Meisterschaften im Rahmen der „Finals“ in Dresden in den nächsten vier Tagen. Insgesamt werden 62 Niedersachsen bei dem Spektakel als Aktive dabei sein.

Die Entscheidungen im Siebenkampf und Zehnkampf läuten am Donnerstag und Freitag (31. Juli/1. August) die 125. Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften in Dresden ein. Nachdem Titelverteidiger Marcel Meyer seine Saison verletzungsbedingt abbrechen musste und auch der zweite 8000-Punkte-Mann Malik Diakité (beide Hannover 96) abgesagt hat, hängt es nun am Norddeutschen Meister Silas Kriete (Hannover 96), Torben Prepens (TV Cloppenburg) und Jason Gordon (OTB Osnabrück) Niedersachsen im Zehnkampf bestmöglich zu vertreten.

Über 100 Meter haben sich in dieser Saison Milian Zirbus (Hannover 96) und Niklas Haaker (LG Neustadt Nord) in 10,39 bzw. 10,43 Sekunden stark verbessert und stehen nun auf Platz 16 und 18 der Teilnehmerliste. Das Halbfinale ist damit im Bereich des Möglichen für die beiden Sprinter. Etwas schwieriger könnte dies für Tobias Morawietz (VfL Wolfsburg) und die niedersächsischen Frauen sein, die im dicht besiedelten Teilnehmerfeld jenseits der Top-20 liegen. Am ehesten eine Runde weiterkommen könnte wohl die ehemals U18-Weltmeisterin über 200 Meter Talea Prepens (TV Cloppenburg) sein, die diese Strecke vermutlich nur als Auftakt für ihre Paradestrecke, den 200 Metern, absolviert, bei der sie gute Chancen aufs Finale besitzt. Für Jule Wachtendorf gilt es stattdessen weiter Erfahrung zu sammeln und das Erlebnis, vor ausverkauften Rängen zu laufen, mitzunehmen.

Niedersachsen dominiert die 400 Meter

Die wohl stärkste Disziplin in diesem Jahr in Niedersachsen sind die 400 Meter. Allein bei den Männern hatten gleich acht Athleten die A-Norm erfüllt und für die Deutschen Meisterschaften gemeldet. Durch die kurzfristigen Absagen von Jugendmeister Max Husemann (Eintracht Hildesheim), der sich auf einen Start über 200 Meter konzentriert, und dem Deutschen M35-Rekordhalter Volker Kinast (SV Friedrichsfehn) sind es noch sechs Starter über die Stadionrunde. Unter ihnen sind mit dem aktuellen Titelträger Jean Paul Bredau (VfL Wolfsburg) und dem Deutschen Hallenmeister Florian Kroll (LG Osnabrück) zwei Langsprinter mit dabei, die im besonderem Fokus stehen. Auch der letztjährige Vizemeister Fabian Dammermann (LG Osnabrück), der sich bei den World Relays im Mai glämzend präsentiert hat, möchte nach achtwöchiger Verletzungspause und ohne vorherigen Start vorne mitmischen. Wenn die Favoriten straucheln, könnte auch Thorben Finke (SV Sigiltra Sögel) der Nutznießer sein. Bereits im letzten Jahr holte er über die 200 Meter überraschend Silber und gewann kürzlich gemeinsam mit Kroll und Husemann Bronze in der Staffel bei der U23-EM in Bergen. Die niedersächsische 400m-Phalanx komplettieren Louis Quarata (VfL Wolfsburg) und Niclas Jan Kaluza (Eintracht Hildesheim).
Über 200 Meter möchten am Sonntag Thorben Finke und Milian Zirbus erneut in den Meisterschaftskampf mit eingreifen. Nach den Vorleistungen am besten platziert ist allerdings Max Husemann. Der U23-Meister steht auf Rang vier der Meldeliste und könnte damit bei der Medaillenvergabe eine Rolle spielen.
Wieder zurück zu alter Stärke finden möchte unterdessen 400 Meter-Läuferin Luna Bulmahn (VfL Wolfsburg). Die Deutsche Meisterin von 2019 erzielte ihre bisherige Saisonbestleistung von 53,10 Sekunden im Mai im Heinz-Steyer Stadion. Der Ort, an dem nun auch die Deutschen Meisterschaften stattfinden werden. Vielleicht gelingt ihr hier ja eine erneute Steigerungen, die ihr zu einer guten DM-Platzierung verhelfen würde. Ihre Traininspartnerin Pernilla Kramer wählt für die DM die kürzeren Strecken und startet über 100 bzw. 200 Meter.

Göttingen und Braunschweig über die Mittelstrecken präsent

Über 800 Meter ist es die LG Göttingen, die niedersächsische Athleten ins Rennen schickt. Dabei steht der U23-DM-Sieger vom letzten Jahr Emil Meggle aussichtsreich auf Position drei der Meldeliste. Nach der Absage von Luis Oberbeck am Dienstag ist immerhin Teamkollege Jan Eric Büsing noch kurzfristig ins Teilnehmerfeld nachgerückt.
Über die andere Mittelstrecke, den 1500 Meter, ist es mit Braunschweig eine andere Stadt die Niedersachsen in Dresden vertritt. Schnellster ist dabei gleichzeitig der jüngste: der 20-jährige Tim Kalies hat sich in diesem Jahr bei den Erwachsenen etabliert, schaffte es in der Halle sogar auf Platz vier und steht jetzt mit seiner neuen Bestzeit von 3:41,01 Minuten auch für die Freiluftmeisterschaft in guter Position für eine weitere Finalteilnahme. Das Finale erreichen wollen sicherlich auch die Braunschweiger Max Dieterich (LG Braunschweig) und René Menzel (Braunschweiger Laufclub) sowie Maximilian Pingpank von Hannover Athletics und Jonas Kulgemeyer vom OTB Osnabrück.

Bisher nicht so oft in Deutschland in Erscheinung getreten ist die Vierte der U20-Weltmeisterschaften von 2024 Marie Celie Warneke. Die 800-Meter Läuferin, die für den FTSV Jahn Brinkum startet und in Australien lebt, zeigt sich nur zu den nationalen Höhepunkten im Heimatland. Ihre Ziele sind ambitioniert: neben dem Deutschen Meistertitel möchte sie noch in diesem Jahr bei den Weltmeisterschaften in Tokio teilnehmen. Ihre Bestzeit liegt aktuell bei 2:02,93 Minuten. In der Meldeliste bedeutet das Platz fünf.

In welcher Disziplin holt sich Lea Meyer eine Medaille?

Ein Mammutprojekt nimmt sich unterdessen Lea Meyer (VfL Löningen) am Wochenende vor. Die Olympia-Zehnte über 3000 Meter Hindernis ist neben ihrer Spezialdisziplin auch über 1500 und 5000 Meter gemeldet. Auf allen drei Strecken könnte sie im Kampf um die Medaillen mitmischen. Favoritin wäre sie als Jahresbeste vor allem über die Hindernisse. Dass sie in der Form ihres Lebens ist, bewies sie erst letzten Sonntag wieder beim Istaf in Berlin, wo sie nicht nur souverän gewann, sondern auch im Alleingang eine neue Weltjahresbestleistung über die selten gelaufene 2000 Meter Hindernis aufstellte.

Teamkollegin Carolin Hinrichs (VfL Löningen) konzentriert sich unterdessen nach insgesamt vier Hindernisläufen binnen weniger Tage bei der U23-EM und den World University Games auf einen Einzelstart über die Hindernisse und verzichtet auf die 1500 Meter. Dafür nehmen mit Marie Pröpsting und Jana Schlüsche zwei Athletinnen vom VfL Eintracht Hannover über 1500 Meter teil.

Eine weitere Löningerin findet sich im Starterfeld des 400 Meter Hürdenlaufs wieder: Pia Albers ist demzufolge nach Verletzung zurück auf nationaler Bühne.

Technisches Highlight im Dreisprung

Der Höhepunkt der Titelkämpfe im technischen Bereich wird aus niedersächsischer Sicht direkt der erste technische Wettkampf der Meisterschaften am Samstag um 11:45 Uhr sein, wenn gleich drei Athletinnen aus dem NLV im Dreisprung der Frauen an die Anlaufmarke gehen. Mit Kira Wittmann (Hannover 96) kommt die Titelverteidigerin aus Niedersachsen. Zuletzt konnte sich die 25-jährige mit drei Wettkämpfen von 13,80 Metern und mehr auf einem hohen Niveau stabilisieren. Vielleicht kommt nun zum nationalen Highlight der Ausreißer auf die 14 Meter Marke. Dann könnte es mit dem Titel klappen, denn die Favoritin Caroline Joyeux (LG Nord Berlin) ist nach gesundheitlichen Problemen angeschlagen.
Für Wittmanns Trainingspartnerin Anna Gräfin Keyserlingk (LG Göttingen) muss das Ziel sein, sich im 14-köpfigen Teilnehmerfeld zu behaupten und sich nach den ersten drei Versuchen für den Endkampf zu qualifizieren, um dann noch einmal vorne angreifen zu können.
Lotta Henrike-Werner (LG Weserbergland) darf sich eine Woche vor der U20-EM ebenfalls vor großem Publikum präsentieren.

Die einzige technische Disziplin, in der sich niedersächsische Athleten der Konkurrenz im Männerbereich stellen, ist der Hochsprung. Hier stehen immerhin gleich drei Niedersachsen in der Starterliste: Nevio Völkel (LG Osnabrück), Julius Vollmers (Garbsener SC) und Niklas von Zitzewitz (VfL Eintracht Hannover).

Interessant könnte auch der Auftritt der Oldenburgerin Friedeline Petershofen (SV Werder Bremen) im Stabhochsprung werden. Die Deutsche Vertreterin bei der Team-EM steht hinter der Favoritin Anjuli Knäsche auf einem aussichtsreichen zweiten Platz. In der ARD Mediathek gibt es einen Vorbericht zu ihrem Start bei den Finals.

In den Wurfdisziplinen haben wir mit Hammerwerferin Lara Hundertmark, die sich in dieser Saison auf 64,93 Meter toll verbessert hat, und Nadine Leigers im Kugelstoßen lediglich zwei Teilnehmerinnen aus Niedersachsen vorzuweisen.

Freuen darf sich die Startgemeinschaft Aller-Leine-Sprinter, die als letzte und einzige niedersächsische 4x100m Staffel ins Teilnehmerfeld der Männer gerutscht ist. Die Staffel hatte am letztmöglichen Qualifikationswochenende bei den Norddeutschen Meisterschaften last-minute die B-Norm gelaufen. Bei den Frauen sind sie derweil mit einer Zeit von 46,59 Sekunden sicher dabei.
Inkludiert in die Meisterschaften sind auch die Langstaffelwettbewerbe der U20, in der die LG Osnabrück traditionell die Fahne für Niedersachsen hochhält und sowohl über 4x400 Meter als auch über 3x1000 Meter eine Staffel stellt. Über die längere Distanz schickt zudem die Eintracht Hildesheim eine Staffel ins Rennen.

ARD und ZDF übertragen umfangreich

ARD und ZDF übertragen die "Finals 2025 Dresden" mit Deutschen Meisterschaften in insgesamt 20 Sportarten an allen vier Tagen umfangreich im linearen Fernsehen, und die Berichterstattung von der Leichtathletik nimmt dabei wie gewohnt einen großen Raum ein. Wer von Anfang bis Ende alle Entscheidungen im Heinz-Steyer-Stadion live sehen will, klickt sich in die Livestreams auf sportschau.de und sportstudio.de sowie in den Mediatheken von ARD und ZDF. Eine Übersicht über den Medienservice inklusive TV-Zeiten finden Sie hier.

Alle Teilnehmer finden Sie hier

Jan de Vries