Niedersachsens Leichtathleten trauern um Herbert Kaschlun
  20.09.2022 •     Verband


Langjähriger NLV-Rechtswart

bt-um.  Der NLV-Kreis-Oldenburg-Stadt trauert um seinen Ehrenvorsitzenden Herbert Kaschlun, der am 10. September im Alter von 88 Jahren verstorben ist. Zweiunddreißig Jahre lang stand der gebürtige Ostpreuße dem Leichtathletikkreis als Vorsitzender vor, bevor er sich im Jahre 2000 von allen ehrenamtlichen Ämtern in der Leichtathletik zurückzog. Aber auch in der Folge stand er dem Kreisverband weiterhin mit Rat und Tat zur Seite und war ein gern gesehener Gast im Marschweg Stadion.

Geboren am 12. Mai 1934 im masurischen Sensburg kam er hier erstmals mit der Leichtathletik in Kontakt, wo er auch seine ersten Läufe absolvierte. Die Liebe zur Leichtathletik half ihm dann auch schnell heimisch zu werden als er 1948 als Kriegsflüchtling nach Oldenburg kam. Auch hier war er zunächst als Mittelstreckler aktiv (persönliche Bestzeiten: 400 m (52.4), 800 m (2:04,04), 1000 m (2:42,6)), bevor er bereits mit zweiundzwanzig Jahren seine Kampfrichterkarriere begann. Hier war er über die Jahre in den unterschiedlichsten Funktionen bei allen großen Oldenburger Wettkämpfen im Stadion als auch auf der Straße aktiv.

Zwei Jahre später trat er dann dem OTB bei, dem er mehr als sechzig Jahre treu blieb. Weitere zwei Jahre später begann seine Karriere als Sportfunktionär, als er sich im Kreisverband zum Kassenwart wählen ließ. Während er mehr und mehr Zeit damit verbrachte es anderen zu ermöglichen Leichtathletik zu betreiben ließ er gleichzeitig seine eigene aktive Karriere ausklingen und traf sich mit Freunden um gemeinsam am Woldsee oder im Wildenloh gemeinsame Runden zu drehen. Nach acht Jahren als Kassenwart übernahm er dann 1968 den Vorsitz im Kreisverband und wurde gleichzeitig beratendes Mitglied im Sportausschuss der Stadt Oldenburg (bis 1994). 

Den emotionalen Höhepunkt seiner leichtathletischen Karriere erlebte er im Jahre 1972 als man ihn als Kampfrichter bei den olympischen Spielen in München einsetzte. „Er hat das immer als Dankeschön für sein Engagement in der Leichtathletik gesehen. Die ersten Tage waren dann auch voll großer Leichtigkeit, vor allem für all die die den Krieg mitgemacht haben. Und dann kam der Terroranschlag“, berichtet Tochter Karin von den Erfahrungen ihres Vaters, der bei einem der größten sportlichen Erfolge der deutschen Athleten hautnah dabei war: dem Olympiasieg von Heide Rosendahl im Weitsprung. „Er hat den entscheidenden Sprung mit seiner Flagge gut gegeben. Aber noch nicht sofort, obwohl es ganz eindeutig war. Er sollte etwas warten um die Spannung zu erhöhen hat er später erzählt“. Noch im selben Jahr bekam er die DLV-Ehrennadel in Gold verliehen und übernahm zusätzlich zu seiner Position im Kreis auch noch den Vorsitz im Unterbezirk Oldenburg des NLV-Bezirks-Weser-Ems, dessen Vorsitz er dann sieben Jahre später übernahm und zwölf Jahre inne hatte. Als ob das nicht schon genug an Ehrenamt im Sport gewesen sei wurde der gelernte Rechtspfleger dann auch noch im Jahre 1982 zum NLV-Rechtswart berufen. Auch diese Position übte er bis zu seinem Rückzug aus allen ehrenamtlichen Positionen im Sport im Jahre 2000 voller Engagement aus.

Da wundert es wenig das der damals 62jährige im Jahre 1996 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde. Sechs Jahre später folgte mit der Ehrenmedaille die höchste jährliche Auszeichnung die der niedersächsische Leichtathletikverband zu vergeben hat.

Das das Marschweg Stadion heutzutage gute Bedingungen für die Leichtathletik zu bieten hat ist auch mit ein Verdienst von Herbert Kaschlun der unermüdlich für eine gute Ausstattung des Stadions kämpfte und auch bemüht war große Meisterschaften wie deutsche Jugend (1967)-, Jugendmehrkampf (1973)-, Mannschafts (1973)-, Junioren (1982)- sowie Seniorenmeisterschaften (1988) nach Oldenburg zu holen. Sich dabei aber immer als Teil eines Teams gesehen hat. „Gefühlt sind wir im Marschweg Stadion aufgewachsen“, erinnert sich Karin Kaschlun zurück. „Das war damals eine eingeschworene Gemeinschaft aus der sich viele Freundschaften gebildet haben.“

Seine letzten beiden Lebensjahre verbrachte der nun verstorbene Kaschlun mit Ehefrau Ursula im Seniorenheim an der Bodenburgallee in Oldenburg, wo sie erst unlängst ihre eiserne Hochzeit (65 Jahre) gefeiert haben.

Bernd Teuber


Herbert Kaschlun (Foto: Horst Johr)